Rot-Weiss Essen: Führungs- und Top-Spieler lassen Trainer Uwe Koschinat im Stich
Marvin Obuz konnte das Vertrauen seines Trainers Uwe Koschinat in Oberhausen nicht rechtfertigen. Er war nicht der einzige RWE-Spieler, der enttäuschte. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann
Als Ahmet Arslan am Samstagnachmittag im Stadion Niederrhein nach fünf Minuten traumhaft per Volleyschuss zur 1:0-Führung für Rot-Weiss Essen traf, vergaß der RWE-Offensivspieler offenbar auch sein Jubelritual. Die linke Hand im Gesicht, die rechte nach vorne ausgestreckt, so feiert der 31-Jährige in der Regel seine Treffer. Möglicherweise fehlte ihm in Oberhausen die Routine, sein wunderschöner Treffer war das erste Tor, das der letztjährige Toptorschütze der Essener (14 Tore) in einem Pflichtspiel in dieser Saison aus dem Spiel heraus erzielen konnte.
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Ob bei Arslan damit der Knoten geplatzt ist, werden die nächsten Spiele zeigen. In Oberhausen hatte ihn das Glück nach dieser Aktion verlassen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit ließ der RWE-Spielmacher die große Chance zum 2:2-Ausgleich liegen, als er frei vor dem überragenden RWO-Torwart Kevin Kratzsch scheiterte. Es war eine von mehreren spielentscheidenden Szenen, die letztlich auch zur 2:3 (1:2)-Niederlage der Essener und zum überraschenden Aus im Niederrheinpokal führte. Chancen dieser Art hätte Arslan in der Rückrunde der letzten Saison im Schlaf verwandelt, doch aktuell hat ihn das Glück verlassen. Unter seiner Formkrise leidet auch sein Trainer Uwe Koschinat. Arslan und weitere Topspieler im RWE-Kader lassen ihren Coach aktuell ungewollt im Stich.
Rot-Weiss Essen führt keine Diskussion um Trainer Uwe Koschinat
Eine konkrete Trainerdiskussion wird beim Traditionsklub von der Hafenstraße nach dem überraschenden Pokal-Aus beim Viertligisten Rot-Weiß Oberhausen aktuell nicht geführt. Mit Blick auf die Tabelle in der 3. Liga gibt es dafür auch keinen klaren Grund. Obwohl die Mannschaft ihr Potenzial noch längst nicht abgerufen hat, liegen die Essener nur drei Punkte hinter Platz drei. Die Aufstiegsränge sind nach zehn Spielen in Reichweite, von einer solchen Konstellation hätten viele RWE-Fans zu Jahresbeginn nur träumen können, als dem Klub der Abstieg in die Regionalliga drohte.
RWE-Trainer Uwe Koschinat ist bedient. Von seinen wichtigsten Spielern kommt aktuell zu wenig. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann
Unter Uwe Koschinat ist die Wende gelungen, doch durch Platz zwei in der Rückrunde und vielversprechende Transfers in der Sommerpause sind die Erwartungen an den Trainer und seine Spieler deutlich gestiegen. Die Mannschaft tut sich aktuell schwer, diesen gerecht zu werden. Ihr fehlt es an Konstanz, eine klare Spielidee ist nicht immer zu erkennen; vor allem das Defensivverhalten (22 Gegentore in elf Pflichtspielen) spottet jeder Beschreibung. Diese Probleme muss das Trainerteam in den Griff bekommen, sonst könnte es bei weiteren Misserfolgen zeitnah eng werden für Koschinat.
Rot-Weiss Essen kann die Saison in die richtige Richtung lenken
Mit einer passenden Antwort im nächsten Heimspiel am Samstag (14 Uhr) gegen Viktoria Köln und einem Erfolg im Derby beim MSV Duisburg (26. Oktober, 19:30 Uhr) haben Koschinat und seine Team die Möglichkeit, die verflogene Sommer-Euphorie wieder neu zu entfachen und die Saison in die richtige Richtung zu lenken.
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Doch dazu müssen neben Ahmet Arslan auch weitere Führungs- und Topspieler ihre Form finden. Im Mittelfeld-Zentrum zeigt Tom Moustier aktuell sehr schwankende Leistungen. Nach seiner Rotsperre enttäuschte der Franzose in Aue und Oberhausen. Zahlreiche Ballverluste und Schwächen im Defensivverhalten prägen sein Spiel. Vor seiner Roten Karte gegen Rostock schien er wieder in die Spur gefunden zu haben.
RWE-Stürmer Jannik Mause (m.) hatte es gegen Rot-Weiß Oberhausen schwer, sich gegen seine Bewacher durchzusetzen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann
Für Enttäuschung beim Trainer dürfte auch der Auftritt von Marvin Obuz gesorgt haben. Nach seinem Premierentor in der Vorwoche in Aue hatte auch diese Redaktion einen Startelf-Einsatz des Sommer-Zugangs gefordert und sprach im RWE-Talk „Vonne Hafenstraße“ davon, dass nun „Obuz-Time“ sei. Doch die Vorschusslorbeeren konnte der 23-Jährige nicht einlösen. Obuz tauchte nach gutem Beginn unter und war kein Faktor im Offensivspiel der Essener.
Rot-Weiss Essen: Von Marvin Obuz und Jannik Mause kommt zu wenig
Ähnlich lief es für Mittelstürmer Jannik Mause. Für ihn war nach einer enttäuschenden Leistung schon nach einer Stunde Schluss. Es war der siebte Startelf-Einsatz in einem RWE-Pflichtspiel für Mause, nur in einer Partie konnte er treffen und restlos überzeugen. Das ist zu wenig für einen Stürmer, der schon nachgewiesen hat, dass er in der 3. Liga den Unterschied ausmachen kann.
Dieses Urteil trifft aktuell auf zu viele Spieler von Rot-Weiss Essen zu. Eine Leistungsexplosion sollte aus Sicht von Trainer Uwe Koschinat nicht allzu lange auf sich warten lassen.
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