Es macht dieser Tage wieder deutlich mehr Spaß, Fan von Rot-Weiss Essen zu sein. Seit dem unterirdischen Auftritt bei Alemannia Aachen, nachdem man sich schon ernsthafte Sorgen machen musste, wie man denn DIESE Kurve jemals nochmal kriegen sollte, sind etwas mehr als fünf Wochen vergangen. Fünf Wochen, in denen RWE nicht nur ungeschlagen blieb, sondern gleich 13 von 15 möglichen Punkten einfahren konnte.

Dass man dabei ausgerechnet gegen den Tabellenletzten nur ein Unentschieden holen konnte, während man mit Bielefeld, Wiesbaden und Ingolstadt gleich hochfavorisierte Mannschaften bezwingen konnte, ist zwar einerseits irritierend, andererseits auch sehr sicher kein Zufall.

Denn der aktuelle Erfolg hat einen Vater: Uwe Koschinat. Nicht nur, dass er bei den obligatorischen Pressekonferenzen auch mal etwas weiter ausholt. Nein, auch der eine oder andere Pressevertreter musste auf eine keck gestellte Frage eine deutlich formulierte Replik akzeptieren. Mit dieser klaren Art passt Koschinat wie der sprichwörtliche Arsch auf den Eimer in den Pott.

Dass er dabei auch seine eigenen Spieler nicht schont, ist spätestens seit dem Trainingslager in der Türkei bekannt. Doch offenbar hat das Team genau diese Art der Ansprache gebraucht, um den für den Abstiegskampf so notwendigen Kampfeswillen zu entwickeln. Angefangen bei einer deutlich stabileren Abwehr, die gegen Ingolstadt endlich mal wieder zu null spielen konnte, über ein engagiertes, bissiges Mittelfeld bis zu einer Offensive, die sich in jedem Spiel eine ganze Reihe an Chancen erarbeitet und diese – wenn auch teils unter freundlicher Assistenz der Defensivspieler – dann auch verwertet: Im Moment greifen einfach viele Rädchen perfekt ineinander.

Ein Julian Eitschberger avanciert in angenehmer Regelmäßigkeit zum Man of the Match, Lucas Brumme findet zu alter Spielfreude zurück, Tom Moustier besticht nicht nur optisch, sondern auch spielerisch und Tobi Kraulich vermag Felix Herzenbruch zwar nicht vergessen machen, hat sich aber mit seinem unbändigen Einsatzwillen längst in die Herzen der Fans gespielt, nachdem ihm einige zu Saisonbeginn schon die Drittligatauglichkeit abgesprochen haben. All das ist zu großen Teilen Uwe Koschinat anzurechnen.

Natürlich soll das nicht die Verdienste von Christoph Dabrowski schmälern, der nicht nur einer der dienstältesten Trainer der letzten 25 Jahre bei RWE gewesen sein dürfte, sondern auch eine ungeheure Sympathie bei den Fans genoss, wenn man mal von der kurzen Phase absieht, in der gewisse Fanschals ganz plötzlich populär wurden. Man muss Dabrowski sicher zugute halten, dass Kraulich aus einer Verletzung kam und nicht im Saft stand, dass Moustier sich früh verletzte und nicht in die Spur fand, dass so manch Spieler in der wichtigen Phase im Herbst einfach verletzungsbedingt ausfielen. Welche Rolle er bei personellen Entscheidungen im Sommer gespielt hat, werden wir als Außenstehende sicher nicht vollständig erfahren.

Dennoch macht Koschinat aktuell vieles richtig. Und so war es auch nur wenig verwunderlich, dass er nach dem Ingolstadt-Match mit lauten Sprechchören zur feierbereiten Mannschaft „gebeten“ wurde, als er beim Magenta-Interview in gewohnter Ausführlichkeit Rede und Antwort stand. Das mag angesichts der noch immer engen Tabellensituation verfrüht wirken, ist aber meiner Meinung nach eine verdiente Würdigung des bisher Geleisteten, eine Art Zwischenzeugnis.

Dass die Konkurrenz mal hier, mal dort unerwartet Punkte einfährt, damit musste man wohl rechnen. Doch wir haben den Klassenerhalt – trotz der vergangenen knackigen fünf Partien – selbst in der Hand.

Die folgenden Wochen werden nicht weniger knackig. Mit der zweiten Mannschaft des BVB und Waldhof Mannheim geht es nun gegen Gegner, die man tunlichst schlagen sollte. Selbstläufer werden das selbstverständlich nicht und uns allen ist wohl bewusst, dass auch die schönste Serie irgendwann mal reißt. Doch ich bin guter Dinge, dass wir dank Uwe Koschinat an der Seitenlinienoch die eine oder andere Fortsetzung feiern dürfen.


Anmerkung: Dieser Text ließ sich übers iPad nicht in gewohnter Schriftart formatieren. Ich schaue am Rechner morgen nochmal drüber.

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