Es gibt sie, diese Träume im Leben eines Fußballfans. Arminia Bielefeld hat es gerade vorgemacht, dieses einmal im Leben Spiel. Natürlich ist das Finale im DFB-Pokal sportlich ungleich höher zu bewerten als ein profanes Testspiel vor der neuen Saison. Aber wir reden ja hier nicht von Wettbewerben oder Titel, sondern von Träumen. Und so war es seit langer Zeit mein Traum, dass Rot-Weiss Essen eines Tages mal wieder an der Easter Road in Edinburgh auflaufen wird, um den bislang einzigen Auswärtsauftritt unseres Vereins im Europapokal neu aufleben zu lassen. Immer wieder habe ich jahrelang auf verschiedenste Weise dafür geworben oder es mir vorgestellt.

Den 150en Geburtstag der Hibs hatte ich dabei nicht auf dem Schirm. Und dass sie dann ausgerechnet auch noch uns als Drittligisten dazu einladen, jetzt auch nicht so wirklich. Aber es kam so. Plötzlich und unerwartet. Im Rahmen der Feierlichkeiten zu diesem stolzen Vereinsjubiläum hat Hibernian Edinburgh Rot-Weiss Essen zu einer Reunion eingeladen. Im schönen Edinburgh, auf der grünen Seite der Stadt. Halleluja würde Glockenhorst sagen, auch Günter Barchfeld hätte seine Reisetasche schon längst gepackt und Peter hätte mir seit Stunden die Mailbox zugetextet, würden sie noch unter uns weilen. Die Nachricht schlug in Essen ein wie die vielzitierte Bombe. Irgendwie hatte keiner damit gerechnet, aber scheinbar alle hatten trotzdem ausreichend Urlaubstage und Scheine beiseite gelegt, sollte es jemals dazu kommen, dass Rot-Weiss Essen international unterwegs ist. Anders lässt es sich nicht erklären, dass innerhalb weniger Stunden alle Flüge gen Edinburgh ausgebucht waren, die Hotelzimmer der Stadt belegt und überhaupt.

Um es kurz zu machen: Ich gehöre nicht zu den Glücklichen, denen dieses einmalige Erlebnis vergönnt sein wird. Die Gesundheit steht dem im Wege. Das soll überhaupt keine Klage sein, höchstens eine Erklärung. Und ich schwanke noch, ob ich mich am Tage des Spiels komplett aus dem Internet ausklinken, oder alles aufsaugen werde, was die WhattsApp Gruppen mit den liebsten rot-weissen oder andere Kanäle so bieten werden. Man ey, das ist nicht fair, der Plan war ein anderer. Vielleicht gar nicht zu Ende gedacht, denn wer konnte überhaupt davon ausgehen, dass dieses Spiel überhaupt jemals wieder gespielt wird. Und dann auch noch auf der Insel. Der Insel, die für mich grundsätzlich etwas ganz Besonderes darstellt. Heimat ist ohne Heimat sein zu können. Über zweitausend Fans von Rot-Weiss Essen werden sich nun rund um den neunten Juli zu Lande, zu Wasser und zu Luft auf den Weg nach Edinburgh machen. Und ich wünsche jedem einzelnen von ihnen ein unvergessliches Erlebnis.

Wie ich auch jedem Spieler und Funktionär von Rot-Weiss Essen wünsche, dieses Spiel als etwas ganz einmaliges und unerklärliches abzuspeichern. Verbunden mit dem Bewusstsein, für welchen tollen Verein man überhaupt auflaufen oder arbeiten darf. Ich fände es klasse, wenn man im Nachgang des Spiels in Schottland mit Hochachtung über Rot-Weiss Essen und seine Fans spricht. Rot-Weiss Essen international. Ein Traum wird wahr. Genießt ihn und seit gute Botschafter des Vereins.

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