Es jährt sich nun zum siebzigsten Male dieser einzigartige Tag in der Historie von Rot-Weiss Essen, welcher uns zum ewig währenden Deutschen Meister gemacht hat. Der 26.Juni 1955 war ein Sonntag und die Sonne von Hannover strahlte am wolkenlosen Himmel. Bei den offiziell 76.000 Zuschauern im weiten Rund des Niedersachsenstadions diejenigen unter den vielen Fans aus beiden Lagern besser dran, die mit Kopfbedeckung oder wenigstens Sonnenbrille geschützt waren. Dass am Ende unsere Roten gegen die roten Teufel das bessere Ende für sich hatten ist hinlänglich bekannt, denn nicht umsonst ist uns dieser 26. Juni ein ganz eigener Feiertag im Jahreskalender.
Rot-Weiss Essen hat den favorisierten 1.FC Kaiserslautern in einem fulminanten Spiel mit 4:3 bezwungen und sich nicht nur zum Meister aller Klassen gekrönt, sondern auch Legenden für die Ewigkeit geschaffen. Man denke nur an dem Penny ihm sein Knie. Ganz Essen einmal mehr im Siegesrausch. Man hatte bereits in den zwei Jahren zuvor immer Grund zu feiern gehabt mit Pokalsieg und Weltmeisterschaft. Aber an den Gewinn der deutschen Meisterschaft war da noch lange nicht zu denken.
Auf Seite Vier der nur einen Tag nach dem Endspiel von Hannover erschienenen Sonderausgabe zur Deutschen Fußball-Meisterschaft 1955 stand auch wohl deshalb folgende Überschrift geschrieben: „Die Luft des Meisterschaft Finales atmen die Bergeborbecker zum ersten Male!“ Es war sehr gute Luft, wie wir ja wissen. Das Titelbild der Sonderausgabe erweckt übrigens den Eindruck, die Roten Teufel hätten in grasgrüner Kluft versucht, die Meisterschaft in die Pfalz zu holen. Tatsächlich jedoch war die Druckmaschine auf Rot-Weißer Seite, denn:
Die Lauterer also in Königsblau. Selbst schuld wer diese Trikotfarbe auswählt. Unter den offiziell 76.000 Glücklichen im weiten Rund des Niedersachsenstadions einer der wundervollsten Menschen, der jemals den Verein Rot-Weiss Essen mit Herz und Seele bereichert hat: Günter Barchfeld hatte es tatsächlich geschafft, eine Eintrittskarte zu ergattern und hat uns mal unter anderem bei einem gemeinsamen Eis in seiner Stammeisdiele in Altenessen davon erzählt. Anhand des Fotos vom Niedersachsenstadion an jenem Tag konnte er genau zeigen, wo er und seine Freunde („Wir sind immer zu zweit oder dritt gefahren“) im weiten Rund standen. Zurück in Essen war er übrigens erst am Folgetag und somit fast zeitgleich wie die Meistermannschaft. Auf die Frage, wo er denn dann die Nacht vom 26. auf den 27. Juni 1955 verbracht habe, kam lakonisch nur: „Keine Ahnung“. Dann ist das einfach mal so. Schließlich war man Fan eines Deutschen Meisters! Wen interessiert da schon eine Nacht im irgendwo.
Dieser Deutschen Meisterschaft 1955 haben wir somit zu verdanken, dass unsere aktuelle Mannschaft in nicht einmal mehr zwei Wochen an der Easter Road der Hibernians in Edinburgh auflaufen darf. Begleitet von sicherlich zigmal mehr Fans als damals am 12. Oktober 1955. Das Endergebnis in Edinburgh ein diesmal respektables Unentschieden, welches nach der deutlichen Hinspielniederlage das Erlebnis Europapokal der Landesmeister trotzdem zu beenden wusste. Und das, obwohl wir der einzig wahre Meister unter den beiden Vereinen waren. Tatsächlich hatten die Hibs gar nicht die schottische Meisterschaft gewonnen, sondern der FC Aberdeen aus dem Norden des Landes. Warum aber spielte der RWE dieses erstmalige europäische Erlebnis dann nicht gegen den FC Aberdeen als amtierenden schottischen Meister?
Die Lösung eine ganz simple: Die Klubführung des FC Aberdeen gehörte zu denjenigen Vereinen, die die Idee eines Europapokals einfach nicht als attraktiv genug befanden und verzichteten somit dankend auf die meisterliche Teilnahme. Ob man sich in Aberdeen aus heutiger Sicht noch darüber ärgern sollte oder muss? An der Dominanz von Celtic und den Rangers hätte es sicher nicht viel geändert. Trotzdem bedeutete die Teilnahme für die Hibs eine außerordentlich respektable sportliche Geschichte, da die Mannschaft schließlich erst im Halbfinale an Stade Reims scheiterte. In der eigenen schottischen Liga jedoch, da traf sich Hibernian weiter mit dem Lokalrivalen, den Hearts, eben jenem FC Aberdeen, oder den beiden Vertretern aus Dundee auf Augenhöhe. Der Rest vom schottischen Fest ist und bleibt sportlich unerreichbar und ist als „Old Firm“ weit über Glasgow hinaus bekannt.
Rot-Weiss Essen ist auf den Tag genau siebzig Jahre lang Deutscher Meister. Und ich fände es wunderschön, wenn wir es hinbekämen, auf den Tribünen wieder die 55e Minute als Anlass dafür zu nehmen, lautstark diesem einmaligen Erlebnis Tribut zu zollen. Die Hibs ihrerseits begehen in diesem Jahr das 150e Jahr ihrer Vereinsgeschichte und haben uns deshalb zur Reunion eingeladen. Vielleicht aber auch aus Respekt und Anerkennung unseres großen Jubiläums. Siebzig Jahre sind eine sehr lange Zeit. Eigentlich ein ganzes Menschenleben mit all seinen Höhen und Tiefen. Und davon hatte der RWE im Anschluss an diesen sportlich größten Erfolg so einige. Wenn wir ehrlich sind, in Summe vielleicht etwas mehr Tiefen als Höhen. Die ganze große Geschichte, was in den siebzig Jahren nach dem Gewinn der Meisterschaft passiert ist, würde den Rahmen sprengen.
Aber sicherlich interessant ein Blick darauf, wo wir genau heute, eben diese siebzig Jahre später auf den Tag genau stehen: Also aktueller Deutscher Meister sind wir mal nicht, so viel ist klar. So viel hat sich zudem auch im Fußball und seinen Strukturen verändert. Aber wir dürfen uns kurz vor dem Trainingsauftakt zur Saison 2025/26 trotzdem etwas meisterlich fühlen, denn in den vergangenen Tagen und Wochen ist ziemlich viel positives zugunsten Rot-Weiss Essen passiert, so dass man den dafür Verantwortlichen durchaus einen Meisterbrief ausstellen kann. Und zwar einfach mal nur im hier und jetzt. Endlich mal RWE halb voll anstatt notorisch halb leer. Ich versuche mal zusammenzufassen: Diese famose Rückrunde der vergangenen Saison. Die Verlängerung mit Brustsponsor ifm zu deutlich verbesserten Konditionen.
Die Vertragsverlängerungen und Neuverpflichtungen von Spielern, deren Berater uns in der Vergangenheit gerne mal eine lange Nase gezeigt haben, da die Konditionen woanders dieses berühmte Regalfach höher. Das Lächeln eines Tom Moustier. Und ganz frisch tatsächlich eine Einigung in Sachen Stadionpacht, die das Budget spürbar weniger belastet, aber vor allem Gesichtswahrend für alle daran beteiligten Parteien ist. Am Ende profitieren doch alle Akteure von einer ausgebauten Hafenstraße. Von den Einsparungen in der Causa Ruhrbahn ganz zu schweigen. Und dann noch der DFB-Pokal. Lasst die Dortmunder ruhig schön weit kommen, da in Übersee. Nee, da kann man aktuell wirklich nicht meckern. Und das sollte man einfach auch mal so benennen. Danke dafür! Siebzig Jahre danach geht es uns gerade wirklich gut, ist eine Vorfreude auf die kommende Saison zu spüren, wie sie in der Form seit dem Aufstieg nicht mehr spürbar war.
Heute vor siebzig Jahren errangen nun diese Spieler die Deutsche Meisterschaft für Rot-Weiss Essen. Wir werden uns auf ewig an sie erinnern und ihnen ewig dankbar sein. Wie auch dem Melches.
https://imschattendertribuene.com/2025/06/25/ewig-wahrt-am-langsten/
Rot-Weiss Essen hat den favorisierten 1.FC Kaiserslautern in einem fulminanten Spiel mit 4:3 bezwungen und sich nicht nur zum Meister aller Klassen gekrönt, sondern auch Legenden für die Ewigkeit geschaffen. Man denke nur an dem Penny ihm sein Knie. Ganz Essen einmal mehr im Siegesrausch. Man hatte bereits in den zwei Jahren zuvor immer Grund zu feiern gehabt mit Pokalsieg und Weltmeisterschaft. Aber an den Gewinn der deutschen Meisterschaft war da noch lange nicht zu denken.
Auf Seite Vier der nur einen Tag nach dem Endspiel von Hannover erschienenen Sonderausgabe zur Deutschen Fußball-Meisterschaft 1955 stand auch wohl deshalb folgende Überschrift geschrieben: „Die Luft des Meisterschaft Finales atmen die Bergeborbecker zum ersten Male!“ Es war sehr gute Luft, wie wir ja wissen. Das Titelbild der Sonderausgabe erweckt übrigens den Eindruck, die Roten Teufel hätten in grasgrüner Kluft versucht, die Meisterschaft in die Pfalz zu holen. Tatsächlich jedoch war die Druckmaschine auf Rot-Weißer Seite, denn:
Die Lauterer also in Königsblau. Selbst schuld wer diese Trikotfarbe auswählt. Unter den offiziell 76.000 Glücklichen im weiten Rund des Niedersachsenstadions einer der wundervollsten Menschen, der jemals den Verein Rot-Weiss Essen mit Herz und Seele bereichert hat: Günter Barchfeld hatte es tatsächlich geschafft, eine Eintrittskarte zu ergattern und hat uns mal unter anderem bei einem gemeinsamen Eis in seiner Stammeisdiele in Altenessen davon erzählt. Anhand des Fotos vom Niedersachsenstadion an jenem Tag konnte er genau zeigen, wo er und seine Freunde („Wir sind immer zu zweit oder dritt gefahren“) im weiten Rund standen. Zurück in Essen war er übrigens erst am Folgetag und somit fast zeitgleich wie die Meistermannschaft. Auf die Frage, wo er denn dann die Nacht vom 26. auf den 27. Juni 1955 verbracht habe, kam lakonisch nur: „Keine Ahnung“. Dann ist das einfach mal so. Schließlich war man Fan eines Deutschen Meisters! Wen interessiert da schon eine Nacht im irgendwo.
Dieser Deutschen Meisterschaft 1955 haben wir somit zu verdanken, dass unsere aktuelle Mannschaft in nicht einmal mehr zwei Wochen an der Easter Road der Hibernians in Edinburgh auflaufen darf. Begleitet von sicherlich zigmal mehr Fans als damals am 12. Oktober 1955. Das Endergebnis in Edinburgh ein diesmal respektables Unentschieden, welches nach der deutlichen Hinspielniederlage das Erlebnis Europapokal der Landesmeister trotzdem zu beenden wusste. Und das, obwohl wir der einzig wahre Meister unter den beiden Vereinen waren. Tatsächlich hatten die Hibs gar nicht die schottische Meisterschaft gewonnen, sondern der FC Aberdeen aus dem Norden des Landes. Warum aber spielte der RWE dieses erstmalige europäische Erlebnis dann nicht gegen den FC Aberdeen als amtierenden schottischen Meister?
Die Lösung eine ganz simple: Die Klubführung des FC Aberdeen gehörte zu denjenigen Vereinen, die die Idee eines Europapokals einfach nicht als attraktiv genug befanden und verzichteten somit dankend auf die meisterliche Teilnahme. Ob man sich in Aberdeen aus heutiger Sicht noch darüber ärgern sollte oder muss? An der Dominanz von Celtic und den Rangers hätte es sicher nicht viel geändert. Trotzdem bedeutete die Teilnahme für die Hibs eine außerordentlich respektable sportliche Geschichte, da die Mannschaft schließlich erst im Halbfinale an Stade Reims scheiterte. In der eigenen schottischen Liga jedoch, da traf sich Hibernian weiter mit dem Lokalrivalen, den Hearts, eben jenem FC Aberdeen, oder den beiden Vertretern aus Dundee auf Augenhöhe. Der Rest vom schottischen Fest ist und bleibt sportlich unerreichbar und ist als „Old Firm“ weit über Glasgow hinaus bekannt.
Rot-Weiss Essen ist auf den Tag genau siebzig Jahre lang Deutscher Meister. Und ich fände es wunderschön, wenn wir es hinbekämen, auf den Tribünen wieder die 55e Minute als Anlass dafür zu nehmen, lautstark diesem einmaligen Erlebnis Tribut zu zollen. Die Hibs ihrerseits begehen in diesem Jahr das 150e Jahr ihrer Vereinsgeschichte und haben uns deshalb zur Reunion eingeladen. Vielleicht aber auch aus Respekt und Anerkennung unseres großen Jubiläums. Siebzig Jahre sind eine sehr lange Zeit. Eigentlich ein ganzes Menschenleben mit all seinen Höhen und Tiefen. Und davon hatte der RWE im Anschluss an diesen sportlich größten Erfolg so einige. Wenn wir ehrlich sind, in Summe vielleicht etwas mehr Tiefen als Höhen. Die ganze große Geschichte, was in den siebzig Jahren nach dem Gewinn der Meisterschaft passiert ist, würde den Rahmen sprengen.
Aber sicherlich interessant ein Blick darauf, wo wir genau heute, eben diese siebzig Jahre später auf den Tag genau stehen: Also aktueller Deutscher Meister sind wir mal nicht, so viel ist klar. So viel hat sich zudem auch im Fußball und seinen Strukturen verändert. Aber wir dürfen uns kurz vor dem Trainingsauftakt zur Saison 2025/26 trotzdem etwas meisterlich fühlen, denn in den vergangenen Tagen und Wochen ist ziemlich viel positives zugunsten Rot-Weiss Essen passiert, so dass man den dafür Verantwortlichen durchaus einen Meisterbrief ausstellen kann. Und zwar einfach mal nur im hier und jetzt. Endlich mal RWE halb voll anstatt notorisch halb leer. Ich versuche mal zusammenzufassen: Diese famose Rückrunde der vergangenen Saison. Die Verlängerung mit Brustsponsor ifm zu deutlich verbesserten Konditionen.
Die Vertragsverlängerungen und Neuverpflichtungen von Spielern, deren Berater uns in der Vergangenheit gerne mal eine lange Nase gezeigt haben, da die Konditionen woanders dieses berühmte Regalfach höher. Das Lächeln eines Tom Moustier. Und ganz frisch tatsächlich eine Einigung in Sachen Stadionpacht, die das Budget spürbar weniger belastet, aber vor allem Gesichtswahrend für alle daran beteiligten Parteien ist. Am Ende profitieren doch alle Akteure von einer ausgebauten Hafenstraße. Von den Einsparungen in der Causa Ruhrbahn ganz zu schweigen. Und dann noch der DFB-Pokal. Lasst die Dortmunder ruhig schön weit kommen, da in Übersee. Nee, da kann man aktuell wirklich nicht meckern. Und das sollte man einfach auch mal so benennen. Danke dafür! Siebzig Jahre danach geht es uns gerade wirklich gut, ist eine Vorfreude auf die kommende Saison zu spüren, wie sie in der Form seit dem Aufstieg nicht mehr spürbar war.
Heute vor siebzig Jahren errangen nun diese Spieler die Deutsche Meisterschaft für Rot-Weiss Essen. Wir werden uns auf ewig an sie erinnern und ihnen ewig dankbar sein. Wie auch dem Melches.
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