Nimmt man allein die Rückrunde dieser an Geschichten und Wendungen in Summe überaus ereignisreichen, vergangenen Saison 24/25 der 3. Liga, dann hat sie für die wohl meisten Fans von Rot-Weiss Essen sicherlich Begehrlichkeiten für die kommende Saison geweckt. Jetzt nicht auf ein vom Verein kommuniziertes Saisonziel, auf die Möglichkeiten in Anbetracht der neuen Zusammensetzung der Liga, eigene Träumereien oder auf welche Parameter auch bezogen. Die Begehrlichkeit würde für mich darin liegen, weiter diesen Fußball zu sehen, der Spaß gemacht hat. Der Punkte brachte und RWE hat zusammenrücken lassen.

Zusammenrücken lassen in dem Maße, das man nicht immer einer Meinung sein muss, aber unser Verein über allem steht und dessen sportlicher Erfolg unser aller Wohl und Wehe die ganze Woche trefflich beeinflusst. Bunt sollte dabei kein Hindernis darstellen. Zwischen Rot und Weiss ist viel Platz dafür. Aber der Alltag Ligabetrieb steht diese Woche erstmal hintenan, denn es ist Finalwochenende! Es mutet fast ein wenig skurril an, dass das Finale MSV Duisburg gegen Rot-Weiss Essen im Niederrheinpokal unter der Flagge „Finaltag der Amateure“ läuft. Wir sind doch nicht der FC Schalke, sondern im Gegensatz dazu beides Profivereine, die am kommenden Wochenende das aktuell wohl einzige Ruhrpott Derby von Bedeutung ausspielen werden.

Und da ist die Vorfreude bisweilen tierisch. Vorzugsweise in Duisburg gelebt. Was allerdings nicht nur an den Spitz- und Nachnamen Zebras, Hirsch und Hahn allein liegt, sondern auch an manchen Aussagen von Dietmar Hirsch. Und so lesen wir beispielsweise von einem taktischen Katz-und-Maus-Spiel. Soweit klar. Aber der Satz „keine Angst vom Igel, der uns stechen kann“ hat mich dann doch näher interessiert. Deshalb habe ich mal in die Suchmaschine meines Vertrauens „Igel und stechen“ eingegeben und heraus kam unter anderem folgendes: „Jeder Stachel wird durch einen eigenen einzelnen Muskel angelegt oder aufgerichtet. Fühlt sich der scheue Einzelgänger bedroht, greift ein Hochklapp- und Einrollprogramm — wie eine uneinnehmbare Festung präsentiert sich dann das Stacheltier“.

Jetzt ist weder der RWE noch seine Fans als scheuer Einzelgänger bekannt, aber sich als uneinnehmbare Festung zu präsentieren, dass ist doch schon mal eine profunde Vorgabe für unsere Vorgehensweise im Finale. Und das Hochklapp- und Einrollprogramm hat unser Trainerfuchs Uwe Koschinat sicher auch schon im Hinterkopf. Es könnte also episch werden. Der Niederrheinpokal hatte schon mal diesen epischen Moment zwischen MSV und RWE. Und zwar das Halbfinale der Saison 13/14 am 8.4.14. Es war das erste Aufeinandertreffen der beiden Rivalen seit der Saison 06/07. Das Stadion an der Hafenstraße das erste Mal mit 20.650 Fans ausverkauft, und eine Atmosphäre, die Rolf Töpperwien so noch nicht erlebt haben dürfte. Außer in Essen im Georg-Melches Stadion. Von Choreo bis Pyro, von Verlängerung bis Elfmeterschießen hatte dieses Spiel alles zu bieten. Das war Ruhrpottfußball in Reinkultur.

Nicht zu vergessen der Polizeieinsatz auf dem Feld, aber der damalige NRW Innenminister Jäger, zudem glühender MSV Fan, wollte wohl mal so richtig zum letzten Halali blasen lassen. Es dauerte also Stunden, bis der MSV den Einzug in das Finale auf Essener Boden feiern konnte. Drei Jahre später verloren wir an gleicher Stelle dann das Finale gegen die Zebras. Der RWE wäre also mal wieder dran, gegen den MSV im Pokal zu gewinnen. Wäre ja nicht nur das Triple, sondern auch der erste Schritt Richtung Berlin.

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