Es ist noch gar nicht sooo lange her (okay, doch!), da ging die Frage aus meiner Richtung an meinen Sohn: „Kommst du mit nach Rot-Weiss?“ Diesmal eine WhatsApp-Nachricht von ihm: „Wir haben ne Karte übrig, kommst du mit nach Havelse?“ Klar, hab ja nichts zu tun, also ab als Mitfahrer Richtung Hannover. Zudem sollte es meine Live-Premiere der Saison nach dem verpassten Auftakt gegen die Münchner Löwen werden.
Wenn man das nur alles immer vorher wüsste…
Bei Stadionöffnung bereits vor Ort im durchaus schmucken Eilenriede-Stadion in Hannover galt es noch ein wenig Zeit zu überbrücken, bis dann gut anderthalb Stunden vor Spielbeginn die Aufstellung über die WAZ veröffentlicht wurde. An dieser Stelle darf man das wohl auch durchaus mal hinterfragen, denn eigentlich ist dies ja erst sechzig Minuten vor Anpfiff der Fall sein dürfte. Koschinat bringt erwartungsgemäß Martinovic, außerdem darf Müsel beginnen. Für die beiden fehlen Mizuta (Bank) und Hofmann (verletzt).
Mit Spielbeginn ergibt sich jedenfalls das erwartete Bild: Rot-Weiss mit deutlich höherem Ballbesitz, Havelse vom ersten Augenblick auf Zeitmanagement besinnt ohne Ambitionen, das Spiel selbst mal machen zu wollen. So hat unser Team auch die besseren Szenen, mehrere Schüsse von der Strafraumgrenze streichen rechts und links am Tor vorbei, ein paar Mal kommt Martinovic einen Schritt zu spät. Die dickste Chance entschärft der Havelser Keeper, als alles mit einer Flanke rechnet, Kraulich aber frech vom Flügel aufs kurze Eck schießt.
Es ist ein wenig wie diese Spiele, wie wir sie zigfach in der Regionalliga erleiden mussten. RWE mit Zug zum Tor, mit Chancen, aber der Ball will einfach nicht ins Netz. Dazu ein Gegner, der eigentlich nur irgendwann zuschlagen will. Und dies beinahe auch schafft, doch der einzig nennenswerte Abschluss klatscht an den Außenpfosten. Da bis zur Halbzeit außer ein paar weiteren kleinen Szenen und viel Ballbesitz nichts mehr passiert, geht es torlos in die Kabine. Dennoch ist man allenthalben zuversichtlich, dass Rot-Weiss den Platz als Sieger verlassen würde.
Koschinat baut in der Pause um, nimmt Bouebari für Brumme vom Platz, um den wirkungslosen linken Flügel zu beleben. Ein Schachzug, der gute zehn Minuten nach Wiederanpfiff beinahe Wirkung gezeigt hätte – ein Brumme-Schuss vom Strafraumeck kann gerade noch pariert werden. Doch das Spiel ist nun zerfahrener, auch weil Havelse die Passivität ablegt und nun deutlich aggressiver und weiter vorne verteidigt, wodurch plötzlich die Ruhe im Essener Offensivspiel verflogen scheint. Das schaut sich Koschinat nicht lange an und bringt 25 Minuten vor dem Ende mit Obuz und Mizuta für Müsel und Martinovic weitere Alternativen in der Offensive.
In unmittelbarer Folge muss Opitz im Zor der Hausherren gleich zweimal entschärfen, als erst Rios Alonso und wenig später Obuz vom rechten Steafraumeck zum Abschluss kommen. So verrinnt die Zeit weiter. Essen bemüht, den Schlüssel zu finden, während Havelse die Tür zuhält. Noch 15 Minuten, noch zehn… Owusu kommt für Safi. Weiter spielt nur eine Mannschaft.
Nochmal eine Ecke, die vielleicht elfte oder zwölfte. Alle ohne Torgefahr. So auch diesmal, der Ball wird geklärt, landet bei Mizuta. Der guckt, flankt und findet Kraulich, der gegen die Torwart-Laufrichtung das unmöglich Geglaubte doch noch schafft und den Ball ins Netz schädelt. Eskalation, wildfremde Menschen liegen sich in den Armen. Das muss es doch gewesen sein. Auswärtssieg!
A propos Owusu: Nach der Führung wirft der TSV natürlich nochmal alles nach vorne, so ergeben sich Konterchancen. Owusu mit Ball an der Mittellinie, links Mizuta, rechts Obuz, ein Verteidiger und der Keeper noch zwischen ihnen und dem 2:0. Wenn man jemandem einen Vorwurf machen kann am heutigen Tag, ist das leider Owusu, der in der Situation die Übersicht verliert und den Moment fürs Abspiel auf eine der beiden Optionen verpasst. Stattdessen ein Pass auf Obuz, als dieser dann ins Abseits gelaufen war. Das konnte nicht nur, nein, das musste einfach die Entscheidung sein. Zu allem Überfluss verletzt sich in der Entstehung der eingewechselte Janssen und RWE ist in der Folge mangels vorhandenem Wechselkontingent in Unterzahl.
Doch nicht zufällig trägt dieser Beitrag den Namen „Flashback“. Nicht nur der bisherige Spielverlauf, auch der finale Treppenwitz wirft jeden gedanklich in die rote-weisse Vergangenheit zurück. Was haben wir uns nicht für unfassbare, unfassbar dumme Gegentore in allerletzter Sekunde gefangen? Sei es gegen Burghausen, Lübeck oder den MSV. Jetzt also auch gegen den TSV Havelse.
Wienand fängt eine weitere Flanke in den Sechzehner ab, will das Spiel erneut beschleunigen, doch der Ball wird abgefangen. Eine Flanke von nahe der Mittellinie landet bei Paldino im Strafraum, Rios Alonso steht ein Stück zu weit weg. Der Angreifer stoppt den Ball mit der Brust und versenkt ihn per Fallrückzieher Tor-des-Monats-verdächtig im Giebel. Stille. Entsetzen. Wut. Fassungslosigkeit. Leere. Wir schreiben da bereits Minute 90+6. Havelse profitiert damit vom selbst initiierten Zeitspiel.
Doch das Spiel ist noch nicht vorbei, der Schiri legt noch eine Schüppe drauf und beinahe kommt es zum Supergau, als Brumme in der roten Zone gegen einen Havelser klammert und beide zu Boden gehen, doch der Strafstoßpfiff bleibt aus.
So endet ein Spiel, das vom Verlauf her nur ein Sieg hätte werden dürfen, mit einem Unentschieden. Natürlich ist die Saison noch jung, doch wer sich zu Höherem berufen fühlt, darf sich derartige Punktverluste nicht häufiger leisten. Die ersten Mannschaften können sich nun ein Polster auf RWE zulegen.
Doch das Trainerteam wird die richtigen Schlüsse daraus ziehen, dessen bin ich mir sicher. Vielleicht kommt das Pokalspiel ganz gelegen, in dem sich der BVB sicher nicht aufs Mauern verlagern wird. Auch gegen Wiesbaden ist nicht zu erwarten, dass wir viel Ballbesitz haben, was wiederum Räume für unsere schnellen Leute bieten kann.
Was bleibt, sind die Erkenntnisse, dass wir (bzw Koschinat und Co) noch viel Arbeit haben, das Team auf solche Gegner besser einzustellen, dass Marvin Obuz schnellstens startelfbereit gemacht werden muss. Und vielleicht findet Steegmann ja noch eine Verstärkung in der Spitze, die vielleicht Bälle im ersten Stock verwerten kann.
Das Ergebnis ist ein Dämpfer, ganz sicher. Ist es eine Katastrophe, der Abgesang für die ganze Saison? Mitnichten. In zehn Tagen geht’s weiter!
https://nullsiebenblog.wordpress.com/2025/08/09/flashback/
Wenn man das nur alles immer vorher wüsste…
Bei Stadionöffnung bereits vor Ort im durchaus schmucken Eilenriede-Stadion in Hannover galt es noch ein wenig Zeit zu überbrücken, bis dann gut anderthalb Stunden vor Spielbeginn die Aufstellung über die WAZ veröffentlicht wurde. An dieser Stelle darf man das wohl auch durchaus mal hinterfragen, denn eigentlich ist dies ja erst sechzig Minuten vor Anpfiff der Fall sein dürfte. Koschinat bringt erwartungsgemäß Martinovic, außerdem darf Müsel beginnen. Für die beiden fehlen Mizuta (Bank) und Hofmann (verletzt).
Mit Spielbeginn ergibt sich jedenfalls das erwartete Bild: Rot-Weiss mit deutlich höherem Ballbesitz, Havelse vom ersten Augenblick auf Zeitmanagement besinnt ohne Ambitionen, das Spiel selbst mal machen zu wollen. So hat unser Team auch die besseren Szenen, mehrere Schüsse von der Strafraumgrenze streichen rechts und links am Tor vorbei, ein paar Mal kommt Martinovic einen Schritt zu spät. Die dickste Chance entschärft der Havelser Keeper, als alles mit einer Flanke rechnet, Kraulich aber frech vom Flügel aufs kurze Eck schießt.
Es ist ein wenig wie diese Spiele, wie wir sie zigfach in der Regionalliga erleiden mussten. RWE mit Zug zum Tor, mit Chancen, aber der Ball will einfach nicht ins Netz. Dazu ein Gegner, der eigentlich nur irgendwann zuschlagen will. Und dies beinahe auch schafft, doch der einzig nennenswerte Abschluss klatscht an den Außenpfosten. Da bis zur Halbzeit außer ein paar weiteren kleinen Szenen und viel Ballbesitz nichts mehr passiert, geht es torlos in die Kabine. Dennoch ist man allenthalben zuversichtlich, dass Rot-Weiss den Platz als Sieger verlassen würde.
Koschinat baut in der Pause um, nimmt Bouebari für Brumme vom Platz, um den wirkungslosen linken Flügel zu beleben. Ein Schachzug, der gute zehn Minuten nach Wiederanpfiff beinahe Wirkung gezeigt hätte – ein Brumme-Schuss vom Strafraumeck kann gerade noch pariert werden. Doch das Spiel ist nun zerfahrener, auch weil Havelse die Passivität ablegt und nun deutlich aggressiver und weiter vorne verteidigt, wodurch plötzlich die Ruhe im Essener Offensivspiel verflogen scheint. Das schaut sich Koschinat nicht lange an und bringt 25 Minuten vor dem Ende mit Obuz und Mizuta für Müsel und Martinovic weitere Alternativen in der Offensive.
In unmittelbarer Folge muss Opitz im Zor der Hausherren gleich zweimal entschärfen, als erst Rios Alonso und wenig später Obuz vom rechten Steafraumeck zum Abschluss kommen. So verrinnt die Zeit weiter. Essen bemüht, den Schlüssel zu finden, während Havelse die Tür zuhält. Noch 15 Minuten, noch zehn… Owusu kommt für Safi. Weiter spielt nur eine Mannschaft.
Nochmal eine Ecke, die vielleicht elfte oder zwölfte. Alle ohne Torgefahr. So auch diesmal, der Ball wird geklärt, landet bei Mizuta. Der guckt, flankt und findet Kraulich, der gegen die Torwart-Laufrichtung das unmöglich Geglaubte doch noch schafft und den Ball ins Netz schädelt. Eskalation, wildfremde Menschen liegen sich in den Armen. Das muss es doch gewesen sein. Auswärtssieg!
A propos Owusu: Nach der Führung wirft der TSV natürlich nochmal alles nach vorne, so ergeben sich Konterchancen. Owusu mit Ball an der Mittellinie, links Mizuta, rechts Obuz, ein Verteidiger und der Keeper noch zwischen ihnen und dem 2:0. Wenn man jemandem einen Vorwurf machen kann am heutigen Tag, ist das leider Owusu, der in der Situation die Übersicht verliert und den Moment fürs Abspiel auf eine der beiden Optionen verpasst. Stattdessen ein Pass auf Obuz, als dieser dann ins Abseits gelaufen war. Das konnte nicht nur, nein, das musste einfach die Entscheidung sein. Zu allem Überfluss verletzt sich in der Entstehung der eingewechselte Janssen und RWE ist in der Folge mangels vorhandenem Wechselkontingent in Unterzahl.
Doch nicht zufällig trägt dieser Beitrag den Namen „Flashback“. Nicht nur der bisherige Spielverlauf, auch der finale Treppenwitz wirft jeden gedanklich in die rote-weisse Vergangenheit zurück. Was haben wir uns nicht für unfassbare, unfassbar dumme Gegentore in allerletzter Sekunde gefangen? Sei es gegen Burghausen, Lübeck oder den MSV. Jetzt also auch gegen den TSV Havelse.
Wienand fängt eine weitere Flanke in den Sechzehner ab, will das Spiel erneut beschleunigen, doch der Ball wird abgefangen. Eine Flanke von nahe der Mittellinie landet bei Paldino im Strafraum, Rios Alonso steht ein Stück zu weit weg. Der Angreifer stoppt den Ball mit der Brust und versenkt ihn per Fallrückzieher Tor-des-Monats-verdächtig im Giebel. Stille. Entsetzen. Wut. Fassungslosigkeit. Leere. Wir schreiben da bereits Minute 90+6. Havelse profitiert damit vom selbst initiierten Zeitspiel.
Doch das Spiel ist noch nicht vorbei, der Schiri legt noch eine Schüppe drauf und beinahe kommt es zum Supergau, als Brumme in der roten Zone gegen einen Havelser klammert und beide zu Boden gehen, doch der Strafstoßpfiff bleibt aus.
So endet ein Spiel, das vom Verlauf her nur ein Sieg hätte werden dürfen, mit einem Unentschieden. Natürlich ist die Saison noch jung, doch wer sich zu Höherem berufen fühlt, darf sich derartige Punktverluste nicht häufiger leisten. Die ersten Mannschaften können sich nun ein Polster auf RWE zulegen.
Doch das Trainerteam wird die richtigen Schlüsse daraus ziehen, dessen bin ich mir sicher. Vielleicht kommt das Pokalspiel ganz gelegen, in dem sich der BVB sicher nicht aufs Mauern verlagern wird. Auch gegen Wiesbaden ist nicht zu erwarten, dass wir viel Ballbesitz haben, was wiederum Räume für unsere schnellen Leute bieten kann.
Was bleibt, sind die Erkenntnisse, dass wir (bzw Koschinat und Co) noch viel Arbeit haben, das Team auf solche Gegner besser einzustellen, dass Marvin Obuz schnellstens startelfbereit gemacht werden muss. Und vielleicht findet Steegmann ja noch eine Verstärkung in der Spitze, die vielleicht Bälle im ersten Stock verwerten kann.
Das Ergebnis ist ein Dämpfer, ganz sicher. Ist es eine Katastrophe, der Abgesang für die ganze Saison? Mitnichten. In zehn Tagen geht’s weiter!
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