Spätestens unter dem frischen Eindruck der erst am späten Abend beendeten Relegation zwischen Eintracht Braunschweig und dem 1.FC Saarbrücken, sollte es erneut Diskussionen darüber geben, die Relegation in ihren dann auch noch zwei verschiedenen Varianten, wie wir sie im Fußball hierzulande kennen, doch mal abzuschaffen. Zu mindestens sollte endlich über ihren tieferen Sinn und Zweck nachgedacht werden. Eintracht Braunschweig hat eine gruselige Saison gespielt und nur dank der immer den Tacken noch schlechter spielenden Ulmer und Regensburger wenigstens den Relegationsplatz halten können. Einen komplett frechen Auftritt am letzten Spieltag daheim gegen den 1.FC Nürnberg inklusive.

Das war nichts anderes als ein gefühlter Schlag ins Gesicht der treuen Löwen Fangemeinde. Spätestens nach dem 0:4 zur Halbzeit wäre ein direkter Abstieg die verdienteste aller Konsequenzen gewesen. Der 1.FC Saarbrücken hingegen hat eine ganz gute Saison mit typisch saarländischen Höhen und Tiefen gespielt. Dynamo einfach eine Nummer zu gut und dem unwiderstehlichen Lauf der Arminen konnte man auch nichts entgegensetzen. Aber im Gegensatz zu dem Braunschweiger Pendant eine Liga höher hat man sich am letzten Spieltag nicht hängen lassen und im Fernduell mit Cottbus und Rostock alles gegeben, so dass kurz vor Schluss nicht nur das Siegtor gegen die Dortmunder Zwote, sondern auch Platz drei erzwungen wurde. Begünstigt natürlich durch Cottbuser und Rostocker Niederlagen.

Einen direkten Aufstieg hätte die Saison der Saarländer wohl nicht verdient, auf jeden Fall aber Play-Offs als Belohnung für eine gute Runde nach englischem Vorbild. In den Play-Offs auf der Insel spielen vier Vereine einen letzten Aufsteiger aus, die allesamt eine gute Saison hingelegt haben. Einer schlechten Mannschaft überhaupt die Chance einzuräumen, über den Umweg Relegation in Summe unverdient die Klasse halten zu können, auf den Gedanken kommen die Briten erst gar nicht. Natürlich ist die Ligen Struktur in England in Summe anders (und so viel besser zugleich), so dass die jeweilige Liga unterhalb der abgehobenen Premier League mit ihren zwanzig Mannschaften von der zweiten bis in die fünfte Liga jeweils vierundzwanzig Mannschaften umfasst. Da muss man dann wirklich gute Leistungen im Verlaufe einer ganzen Saison abliefern, um am Ende zwischen Platz drei und sieben zu landen. Die Option Finale in Wembley inklusive.

Wir hingegen machen das piefig mit Hin- und Rückspiel und gestehen dem klassentieferen Verein zuerst das Heimrecht zu. Aber natürlich auch nur in der Relegation zwischen zweiter und dritter Liga. In demselben Wahnsinn eine Etage höher hat erst der klassenhöhere Bundesligist Heimrecht und kann daheim vorlegen. Muss man alles auch nicht verstehen. DFB halt. Ja und dann gibt es ja noch diese komplett verunfallte Relegation in der Regionalliga, wo Meister! Also die besten ihrer Liga! zwar einen Teller oder Pokal in die Höhe stemmen dürfen, aber doch nur mit halbem Herzen feiern können, wenn überhaupt. Schließlich müssen zwei Meister in höchster sportlicher Ungerechtigkeit erst noch den letzten Aufsteiger in die 3. Liga ausspielen. Du bist in Deiner Liga Meister am Ende einer langen Saison und hast noch nichts erreicht. Kannste Dir nicht ausdenken. Und so wird entweder die Leipziger Zugmaschine oder der TSV Havelse nach zwei Relegationsspielen komplett um die Früchte ihrer harten Saisonarbeit betrogen werden. Herzlichen Glückwunsch DFB, kann man da nur sarkastisch anmerken.

Vielleicht muss hier auch mal die Frage in den Raum gestellt werden, warum das Bundesland Bayern einer eigenen Regionalliga bedarf, anstatt sich regional angemessen in den Osten und Südwesten aufzuteilen. So wie andere Regionalligen schließlich auch Bundesländer übergreifend agieren.

Aber zurück zu der Anfangstheorie: Warum gestehen wir einer über vierunddreißig Spieltage schlechten Mannschaft zu, im allerletzten Spiel der Saison doch noch die Liga zu halten? Der 1.FC Heidenheim hat es jetzt so vorgemacht und Eintracht Braunschweig konnte gestern Abend nachziehen. Zurück bleibt kollektive Verbitterung in Elversberg und Saarbrücken. Wobei die in Elversberg vielleicht nicht ganz so ausgeprägt sein dürfte, denn was dort in den letzten drei Jahren sportlich und infrastrukturell erreicht wurde, das ist aller Ehren wert. Aber siebzehn Kilometer weiter südwestlich in Saarbrücken, da dürften die nächsten Tage die Gondeln Trauer tragen.

Im Hinspiel hat man sich sicherlich überrumpeln lassen, aber im Rückspiel in Braunschweig hat man ein Spiel hingelegt, welches man auch ohne einen Hauch Sympathie für die selbsternannten Ostfranzosen eines Tage als episch bezeichnen wird und stolz drauf sein kann. Zwei Tore nach lethargischer erster Halbzeit aufzuholen, die rote Karte wegzustecken, so dass es kaum auffällt, den klarsten Freistoß der Fußballhistorie nicht zugesprochen zu bekommen und und und, das war in insgesamt 137 Minuten Fußball auch für den neutralen Fußballfan einfach nur ein Bekenntnis dafür, warum wir diesen Sport so sehr lieben, aber eben auch daran zerbrechen können. Bis zum ersten Spieltag der neuen Saison natürlich nur. Ganz tief drinnen in uns wissen wir alle, dass diese Form der Relegation einfach nur völlige Grütze ist. Und das weiß man wohl auch beim DFB selbst.

Es ist nicht wie im Pokal, wo die beiden Besten des laufenden Wettbewerbs zurecht und voller Stolz das Finale bestreiten dürfen. Es ist ein absurdum, bei dem eine gute Mannschaft möglicherweise eine ganze Saison nicht krönen darf, eine schlechte Mannschaft diese aber in zwei Spielen noch retten kann. Die Fans der Braunschweiger Eintracht hatten nach Schlusspfiff ein sehr gutes Gespür, denn bis auf einige wenige notorische Fans blieb man auf den Tribünen. In der Relegation als klassenhöhere Mannschaft die Liga zu halten ist schließlich eher so blaues Auge anstatt purer Freude. Der 1.FC Saarbrücken verbleibt somit ein weiteres Jahr in der 3. Liga und wird wahrscheinlich den zwanzigsten Anlauf nehmen, endlich aufzusteigen. In Braunschweig und Heidenheim hingegen wird man wohl zu Ehren der Relegation eine Kerze anzünden. In der Gewissheit, diese Kerze eigentlich nicht verdient gehabt zu haben.

Direktabstieg und Play Offs wären auch bei uns meine Wahl. Zuzüglich einer eigenen Liga für die Zweitvertretungen bei vier Regionalligen mit Direktaufstieg. Am besten zu sofort, befürchte ich ansonsten am Ende der kommenden Saison eine Relegation Rot-Weiss Essen gegen den FC Schalke 04.

https://imschattendertribuene.com/2025/05/27/fackeln-im-relegations-sturm/