Ein Fan des MSV Duisburg ist mit der Absicht in das Wedaustadion gefahren, um ein spannendes Finale zu erleben. Er wollte dort schöne Stunden verbringen bestenfalls mit dem Pokalgewinn seiner Zebras zur Folge. Das war ihm nicht vergönnt, denn das Spiel hatte leider für ihn ganz persönlich einen medizinischen Notfall vorgesehen. Nach vielen Minuten der Reanimation wurde der Fan unter dem Applaus der Fans aus beiden Lagern in das Krankenhaus gefahren. Leider hat er seinen schwersten Kampf nicht gewinnen können und ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag für immer gegangen.
Wieder hat sich also bewahrheitet, was wir eigentlich alle wissen, es aber zu oft nicht wahrhaben wollen: Fußball ist mit die unwichtigste Nebensache der Welt. Die wichtigste ist und bleibt immer noch die Gesundheit. Und zwar als Hauptsache. Der Familie des Verstorbenen, seinen Freunden und Kumpels im Block wünsche ich mein aufrichtiges Beileid. Wir alle fahren zum Fußball, um je nach Ausgang des Spiels fröhlich oder traurig nach Hause zu kommen. Keiner geht davon aus, nie wieder heimzukommen und seinen Liebsten von jetzt auf gleich eine große Lücke zu hinterlassen. Dieses tragische Schicksal wirft seinen berechtigten Schatten über das Endspiel zwischen dem MSV Duisburg und Rot-Weiss Essen.
Aber es ist nicht nur die Tragik und die Trauer um einen verstorbenen Fan, welche uns emotional mitgenommen hat. Es sind auch die Worte von Dietmar Hirsch als MSV-Trainer direkt nach Abpfiff in das Mikrofon der ARD, die je nach Vereinszugehörigkeit die ganze Bandbreite der Emotionen ausgelöst haben dürften. Worte, die einen traurigen Zwischenfall derart als Entschuldigung für eine sportliche Niederlage instrumentalisiert haben, so dass man sich gewünscht hätte, Dietmar Hirsch hätte sich erst einmal in die Kabine zurückgezogen und in Gänze darüber informieren lassen, wie sich die Geschehnisse genau abgespielt haben. Denn Dietmar Hirsch hat in seiner Wut über die Niederlage schlicht und einfach nicht die Wahrheit gesagt. Das war hier nicht nur die eigene Sichtweise auf ein Spiel, wie wir es zur Genüge kennen.
Subjektivität am Mikrofon schlägt aus der Emotion heraus fast immer die Objektivität. Ich habe das Finale daheim am Fernseher verfolgt, mich über den Sieg der Roten gefreut und war dann fassungslos über das Gesagte von Dietmar Hirsch. Wie hat es sich nun für mich als TV Zuschauer in diesen Momenten eigentlich abgespielt? Ich will hier gar nicht mehr das Interview relativieren. Die Worte sind rausgegangen, und wurden ungefiltert auch von vielen seriösen Redaktionen ohne Faktencheck in den Spielbericht mit einbezogen. Da hat sich niemand mehr die Mühe gemacht, zu hinterfragen, wie es sich denn wirklich abgespielt hat.
Rund um die zwanzigste Minute kam es mir sehr ruhig im Stadion vor, am TV kann die Atmosphäre ja nie wirklich eins zu eins wiedergegeben werden. Vor allem, wenn der Kommentator aus dem stillen Redaktionskämmerlein kommentiert, anstatt im Stadion zu sitzen. Aber es war eben nichts mehr zu hören.
Der Grund für die Stille also der Empathie geschuldet, die es als ungeschriebenes Gesetz in allen Stadien der Republik gibt.
Kurze Zeit später kam dann im Liveticker RevierSport:
Auch der Kommentator hatte zwischenzeitlich von dem Notfall erfahren und die Stille im Stadion lobend erwähnt.
Aus meiner Erinnerung heraus kann ich den genauen Zeitpunkt der dann folgenden Ansage des Stadionsprechers nicht auf die Minute beziffern. Aber die Ansage beinhaltete, dass der Fan auf dem Weg in das Krankenhaus sei. Und erst als diese, immer zur Erleichterung beitragende Meldung durchgesagt wurde, kam es zu den ersten Trommelschlägen, die die Aufnahme des Supports ankündigten. So weit wurde von beiden Seiten absolut sensibel und nach dem inoffiziellen Ablaufprotokoll für Notfälle im Stadion gehandelt.
In der zweiten Halbzeit waren also am heimischen Endgerät wieder die RWE-Fans zu hören. Aber auch immer wieder lautstarke Anfeuerung und Wechselgesänge für die Mannschaft des MSV Duisburg.
Was dann also Dietmar Hirsch zu diesen Aussagen getrieben hat, ist nicht mehr mit der Enttäuschung nach einer Niederlage zu erklären. Er hat sich schon während des Spiels wie die wilde Wutz an der Seitenlinie gebärdet und sich mehr an der Essener Bank abgearbeitet, als seine eigene Mannschaft zu coachen.
Was hat eine solche Aussage aber noch zur Konsequenz: Die allseits bekannte, dass die sogenannten sozialen Medien direkt überbrodeln. Es ist schlimm genug, dass sich in manchen Redaktionen nicht mehr groß die Mühe gemacht wird, Geschehnisse erst substanziell zu verifizieren, anstatt ungefiltert zu übernehmen. Klicks macht man schließlich mit den Schlagzeilen. Der Inhalt darunter wird immer mehr zur Nebensache. Ein Blick in das MSV-Portal hat aber ausgereicht, um zu erkennen, was hier losgetreten wurde. Die normale Abneigung dem Rivalen gegenüber reichte jetzt nicht mehr aus. Für einige war der Fan auch schon verstorben, obwohl noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Alles wurde wieder vermischt und zu einer Gemengelage, wo der tatsächlich Ablauf gar nicht mehr von Bedeutung war. Mahnende Stimmen waren zu lesen, aber gingen im Schrei der anderen unter. Man kennt das mittlerweile von so vielen anderen Themen auch.
Wohltuend aber, dass es mittlerweile am späten Abend auch Artikel beispielweise der WAZ gab, die die Dinge einzuordnen wussten, oder andere Artikel aktualisiert wurden. Und das hat nichts damit zu tun, dass die WAZ in Duisburg als das Haus- und Hofblatt des RWE angesehen wird. Keine Angst, dort ist man bisweilen der erste Kritiker im Verein. Vielleicht ist es nun an Dietmar Hirsch, mit etwas Abstand die Dinge objektiver einordnen zu können. Das wäre wichtig. Und es ist ein weiteres Plädoyer dafür, die Mikrofone nach dem Spiel einfach mal erst unten zu lassen, anstatt sie hochgradig emotionalisierten Sportlern direkt nach Abpfiff unter die Nase zu halten. Ein Fan ist auf tragische Art und Weise verstorben. Die Fans beider Lage haben gut und angemessen darauf reagiert. Ein Trainer hat das nicht. Aber seine Worte bleiben nun im Internet hängen, alles andere geht fast unter. Vielleicht aber können wir genau daraus auch lernen. Indem wir wieder mehr darauf achten, was wir sagen und schreiben. Es würde vielleicht auch der Familie und den Angehörigen helfen. Ruhe in Frieden.
https://imschattendertribuene.com/2025/05/25/die-unwichtigste-nebensache-der-welt/
Wieder hat sich also bewahrheitet, was wir eigentlich alle wissen, es aber zu oft nicht wahrhaben wollen: Fußball ist mit die unwichtigste Nebensache der Welt. Die wichtigste ist und bleibt immer noch die Gesundheit. Und zwar als Hauptsache. Der Familie des Verstorbenen, seinen Freunden und Kumpels im Block wünsche ich mein aufrichtiges Beileid. Wir alle fahren zum Fußball, um je nach Ausgang des Spiels fröhlich oder traurig nach Hause zu kommen. Keiner geht davon aus, nie wieder heimzukommen und seinen Liebsten von jetzt auf gleich eine große Lücke zu hinterlassen. Dieses tragische Schicksal wirft seinen berechtigten Schatten über das Endspiel zwischen dem MSV Duisburg und Rot-Weiss Essen.
Aber es ist nicht nur die Tragik und die Trauer um einen verstorbenen Fan, welche uns emotional mitgenommen hat. Es sind auch die Worte von Dietmar Hirsch als MSV-Trainer direkt nach Abpfiff in das Mikrofon der ARD, die je nach Vereinszugehörigkeit die ganze Bandbreite der Emotionen ausgelöst haben dürften. Worte, die einen traurigen Zwischenfall derart als Entschuldigung für eine sportliche Niederlage instrumentalisiert haben, so dass man sich gewünscht hätte, Dietmar Hirsch hätte sich erst einmal in die Kabine zurückgezogen und in Gänze darüber informieren lassen, wie sich die Geschehnisse genau abgespielt haben. Denn Dietmar Hirsch hat in seiner Wut über die Niederlage schlicht und einfach nicht die Wahrheit gesagt. Das war hier nicht nur die eigene Sichtweise auf ein Spiel, wie wir es zur Genüge kennen.
Subjektivität am Mikrofon schlägt aus der Emotion heraus fast immer die Objektivität. Ich habe das Finale daheim am Fernseher verfolgt, mich über den Sieg der Roten gefreut und war dann fassungslos über das Gesagte von Dietmar Hirsch. Wie hat es sich nun für mich als TV Zuschauer in diesen Momenten eigentlich abgespielt? Ich will hier gar nicht mehr das Interview relativieren. Die Worte sind rausgegangen, und wurden ungefiltert auch von vielen seriösen Redaktionen ohne Faktencheck in den Spielbericht mit einbezogen. Da hat sich niemand mehr die Mühe gemacht, zu hinterfragen, wie es sich denn wirklich abgespielt hat.
Rund um die zwanzigste Minute kam es mir sehr ruhig im Stadion vor, am TV kann die Atmosphäre ja nie wirklich eins zu eins wiedergegeben werden. Vor allem, wenn der Kommentator aus dem stillen Redaktionskämmerlein kommentiert, anstatt im Stadion zu sitzen. Aber es war eben nichts mehr zu hören.
Der Grund für die Stille also der Empathie geschuldet, die es als ungeschriebenes Gesetz in allen Stadien der Republik gibt.
Kurze Zeit später kam dann im Liveticker RevierSport:
Auch der Kommentator hatte zwischenzeitlich von dem Notfall erfahren und die Stille im Stadion lobend erwähnt.
Aus meiner Erinnerung heraus kann ich den genauen Zeitpunkt der dann folgenden Ansage des Stadionsprechers nicht auf die Minute beziffern. Aber die Ansage beinhaltete, dass der Fan auf dem Weg in das Krankenhaus sei. Und erst als diese, immer zur Erleichterung beitragende Meldung durchgesagt wurde, kam es zu den ersten Trommelschlägen, die die Aufnahme des Supports ankündigten. So weit wurde von beiden Seiten absolut sensibel und nach dem inoffiziellen Ablaufprotokoll für Notfälle im Stadion gehandelt.
In der zweiten Halbzeit waren also am heimischen Endgerät wieder die RWE-Fans zu hören. Aber auch immer wieder lautstarke Anfeuerung und Wechselgesänge für die Mannschaft des MSV Duisburg.
Was dann also Dietmar Hirsch zu diesen Aussagen getrieben hat, ist nicht mehr mit der Enttäuschung nach einer Niederlage zu erklären. Er hat sich schon während des Spiels wie die wilde Wutz an der Seitenlinie gebärdet und sich mehr an der Essener Bank abgearbeitet, als seine eigene Mannschaft zu coachen.
Was hat eine solche Aussage aber noch zur Konsequenz: Die allseits bekannte, dass die sogenannten sozialen Medien direkt überbrodeln. Es ist schlimm genug, dass sich in manchen Redaktionen nicht mehr groß die Mühe gemacht wird, Geschehnisse erst substanziell zu verifizieren, anstatt ungefiltert zu übernehmen. Klicks macht man schließlich mit den Schlagzeilen. Der Inhalt darunter wird immer mehr zur Nebensache. Ein Blick in das MSV-Portal hat aber ausgereicht, um zu erkennen, was hier losgetreten wurde. Die normale Abneigung dem Rivalen gegenüber reichte jetzt nicht mehr aus. Für einige war der Fan auch schon verstorben, obwohl noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Alles wurde wieder vermischt und zu einer Gemengelage, wo der tatsächlich Ablauf gar nicht mehr von Bedeutung war. Mahnende Stimmen waren zu lesen, aber gingen im Schrei der anderen unter. Man kennt das mittlerweile von so vielen anderen Themen auch.
Wohltuend aber, dass es mittlerweile am späten Abend auch Artikel beispielweise der WAZ gab, die die Dinge einzuordnen wussten, oder andere Artikel aktualisiert wurden. Und das hat nichts damit zu tun, dass die WAZ in Duisburg als das Haus- und Hofblatt des RWE angesehen wird. Keine Angst, dort ist man bisweilen der erste Kritiker im Verein. Vielleicht ist es nun an Dietmar Hirsch, mit etwas Abstand die Dinge objektiver einordnen zu können. Das wäre wichtig. Und es ist ein weiteres Plädoyer dafür, die Mikrofone nach dem Spiel einfach mal erst unten zu lassen, anstatt sie hochgradig emotionalisierten Sportlern direkt nach Abpfiff unter die Nase zu halten. Ein Fan ist auf tragische Art und Weise verstorben. Die Fans beider Lage haben gut und angemessen darauf reagiert. Ein Trainer hat das nicht. Aber seine Worte bleiben nun im Internet hängen, alles andere geht fast unter. Vielleicht aber können wir genau daraus auch lernen. Indem wir wieder mehr darauf achten, was wir sagen und schreiben. Es würde vielleicht auch der Familie und den Angehörigen helfen. Ruhe in Frieden.
https://imschattendertribuene.com/2025/05/25/die-unwichtigste-nebensache-der-welt/