Sind wir mal ehrlich: Es sind nicht diese düsteren 0:0s bei Nieselregen oder diese emotionslosen 2:0-Siege gegen irgendeinen Mini-Club mit mehr als fünf Silben im Namen, wegen derer wir regelmäßig ins Stadion Essen pilgern. Es sind diese Partien mit den besonderen Momenten, mit den verrückten Spielverläufen, an die man sich auch Wochen, vielleicht Monate später noch erinnert. Das gestern war meines Erachtens so ein Spiel. Ein traumhaft-kalter Frühlingstag und Flutlichtatmosphäre bildeten einen perfekten Rahmen für das, was da kommen sollte.
Schon bei den Aufstellungen gab es einige Dinge, die bemerkenswert waren. Martinovic musste zu Beginn auf die Bank und Mizuta seinen Platz abtreten, was Arslan ins Angriffszentrum rückte. Für den gelbgesperrten Gjasula stand Müsel auf dem Feld, bei den Gästen durfte mit Harenbrock einer unserer Aufstiegshelden starten (das ist nicht immer der Fall).
Die Vorzeichen vor dem Spiel waren klar: Das Spiel gegen Rostock sollte den Spieltag abschließen und durch die Ergebnisse der Konkurrenz stand RWE nur wegen der besseren Tordifferenz über dem Strich, Rostock wollte mit einem Sieg den Anschluss an die „fetten Töpfe“ wiederherstellen. Dementsprechend schwungvoll begannen die Gäste und hatten in den ersten Minuten bereits die ersten guten Möglichkeiten (u.a. in der 5. Minute nach Eitschberger-Luftloch im eigenen Sechzehner) und auch die ersten zwei, drei Eckbälle. Und einer dieser Eckbälle führte auch unmittelbar zur Gästeführung. Kurze Variante, zweimal weitergeleitet ins Zentrum, wo Rossipal völlig ungestört Maß nehmen konnte. Zwar wäre sein Schuss vermutlich weit am Tor vorbeigegangen, doch ausgerechnet (…) Harenbrock stand goldrichtig und gab dem Ball mit der Hacke (…) den entscheidenden Impuls, um am chancenlosen Golz vorbei den Weg in die Essener Maschen zu finden. 0:1 nach nur neun Minuten – das konnte ja heiter werden.
Unsere Jungs hatte sichtlich Probleme, mit dem schnellen Umschaltspiel der Rostocker umzugehen. Nach Ballverlusten dauerte es oft nur zwei oder drei Stationen, bis der Ball in der Nähe unseres Strafraumes war und unser Abwehrverbund löschen musste. Dadurch entwickelte sich eine teils hektische Partie. nur zwei Minuten nach dem Rückstand forderten die Rot-Weissen dann Strafstoß. Arslan hatte bei einem kurzen Abstoß richtig spekuliert und hätte beinahe den Ball im Fünfer des Gegners erlaufen, war dann aber zu Fall gekommen. Sah es live noch eher nach Pressschlag aus, würde ich auf Basis der TV-Bilder eher sagen, dass sich Hansa über den Pfiff nicht hätte beschweren können, denn Gürleyen trifft Arslan meiner Meinung nach mit dem linken Fuß, auch wenn viel Ball im dabei war.
Dennoch: Diese Szene war eine kleine Initialzündung. Zwar versuchte Hansa weiterhin, über schnelles Spiel nach vorne zu kommen, aber unser Team wurde bissiger in den Zweikämpfen und kam mehr und mehr zu höheren Spielanteilen. Man hatte sich vom frühen Rückstand erholt, fand aber noch nicht den Weg in gefährliche Positionen. Auf der anderen Seite profitierte RWE davon, dass Rostock die eine oder andere Szene zu schön ausspielen wollte und nochmal ablegte, anstatt aus guten Positionen den Abschluss zu suchen. Eine Schrecksekunde gab es in der 18. Minute, als Lebeau sich hinter die Abwehr schleichen konnte und frei zum Abschluss kam, doch sein Ball ging deutlich übers Tor. Einen ersten rot-weissen Abschluss gab es dann in der 20. Minute, doch Mizutas Schuss von der Strafraumkante ging deutlich über das Tor.
So waren es dann die Gäste selbst, die RWE zurück ins Spiel holten. 22. Minute, Gürleyen will an der Mittellinie den Ball kurz quer spielen, trifft die Kugel aber nicht richtig und Arslan bekommt den Kopf dazwischen. Ein Sprint bis in den Rostocker Strafraum, wo auch Safi mitgelaufen war. Ich hatte hier mit dem Querpass gerechnet, doch den richtigen Moment dafür ließ Arslan verstreichen. Stattdessen ein Haken nach innen und ein „Pfund“ aus acht Metern – zu hart geschossen für Gästekeeper Uphoff, der noch mit der Hand dran war – Ausgleich!
Der wirkliche Wendepunkt geschah dann jedoch in der 28. Minute. Eine weitere Ecke für Rostock (Eckverhältnis am Ende 16(!):7), ein Befreiungsschlag von Arslan und Safi begibt sich ins Laufduell mit Rossipal, der in Höhe der Mittellinie als letzter Mann den Tritt verliert und Safi in die Hacken fällt. Schiedsrichter Speckner entschied auf Foulspiel und hatte, da Rossipal letzter Abwehrspieler war, keine andere Wahl als ihn des Feldes zu verweisen. Im Nachgang hörte man aus Rostocker Reihen, dass Safi den Arm vorher in Rossipals Gesicht gehabt habe, auf der anderen Seite kann man sicher auch dagegenhalten, dass es vorher schon einen Kontakt im Fußbereich gab, dass Rossipal an Safis Trikot zieht und vor allem, dass die Armbewegung nicht etwa in den Verteidiger hineinging, sondern aus der Laufbewegung entsteht und im Rahmen eines normalen Zweikampfes verbucht werden kann.
Aus dem folgenden Freistoß wäre beinahe die Führung für unsere Farben gefallen, als Safi den Abwehrversuch volley von der Strafraumkante nahm und Müsel wohl noch abfälschte, der Ball verfehlte den Pfosten nur knapp. Doch mit dem Platzverweis schien Rostock ratlos und fand in der Folge auch nicht mehr in der vorigen Form ins Spiel zurück. Stattdessen setzte sich RWE in der gegnerischen Spielfeldhälfte fest und eroberte „zweite Bälle“ am laufenden Band. Es gibt einem ein gutes Gefühl zu wissen, dass die Abwehrkette Rios Alonso – Schultz – Kraulich inzwischen zu einem stabilen Gebilde gewachsen ist, das in keiner Sekunde des Spiels die Ruhe und Übersicht verliert.
Beim Gegner war man mehr und mehr darum bemüht, den Ball aus dem eigenen Sechzehner wegzuhalten und hatte in der 33. Minute Glück, dass Uphoff einen Querschläger des eigenen Mitspielers noch parieren konnte. Nach vorne hin fehlten den Gästen nun aber die Ideen und so verlagerte man sich darauf, Zeit von der Uhr zu nehmen. Das Konzept dahinter habe ich beim Spielstand von 1:1 nicht wirklich verstanden. Es sei denn natürlich, man wollte RWE herauslocken und selbst über Konter zum Erfolg kommen. Ein Plan, der so aber nicht aufging.
Die größte Chance, noch vor der Pause in Führung zu gehen, hatte Lucas Brumme, der aber völlig freistehend am Elfmeterpunkt am Ball vorbeitrat. Wenig später fand Arslan seinen Meister in Uphoff, als dieser einen Volleyschuss aus 20m entschärfte. Ein frecher Brumme-Freistoß aus spitzem Winkel konnte noch von der Linie gekratzt werden, so ging es mit dem Unentschieden in die Pause.
Hatte man erwartet, dass Gästetrainer Brinkmann nun etwas umstellen und die Spielweise des Teams nachjustieren würde, musste man feststellen, dass das Spiel auch nach dem Seitenwechsel nahtlos dort weiterging, wo es aufgehört hatte. RWE als dominantes Team mit viel Ballbesitz, Rostock vor allem mit Spielzerstörung und -verschleppung beschäftigt.
Bei RWE kam Martinovic für Müsel – ein Zeichen dafür, dass Koschinat mehr als nur diesen Punkt wollte. Und die Mannschaft tat alles dafür, ihm diesen Wunsch zu erfüllen, leicht sollte es jedoch nicht werden. Ein Brumme-Strahl aus 17m landete in den Fängen von Uphoff, und auch Martinovic konnte den Keeper aus fast identischer Position nicht überwinden. Die Gäste zeigten sich indes beeindruckt und „glänzten“ immer wieder mit technischen Aussetzern oder ungenauen Pässen, die im Seitenaus landeten. Trotz aller Feldvorteile konnte RWE jedoch zunächst keine weiteren Hochkaräter herausarbeiten, bis Wintzheimer in der 78. Minute aus spitzem Winkel zum Abschluss kam, doch Uphoff bekam auch hier noch den Arm an den Ball und konnte zur Ecke klären.
Keine Minute später war der Schlüssel dann doch gefunden: Eitschberger passt in die Mitte, Brumme legt zurück auf Mizuta, dessen Schuss geht an den Arm von Pechvogel Gürleyen, der aus kurzer Distanz (ca. 3m) den Arm nicht mehr aus der Schussbahn bekommt. Ein Elfmeter mit Beigeschmack, denn wir wären bei ähnlicher Situation vermutlich auch nicht damit einverstanden gewesen, aber es gab auch schon Strafstöße für weniger und der Ball wäre aufs Tor gegangen. Das kann man schon so entscheiden.
Ahmed Arslan war es egal, aus elf Metern erzielte er seinen elften Saisontreffer. Seit 42 Spielen hatte Hansa nicht mehr nach eigener Führung verloren, mehr als fünf Jahre. Ein großes Medienhaus (Zwinkersmiley) titelte dieser Tage, dass RWE seit über dreißig Jahren nicht mehr gegen Rostock gewonnen habe (das war gestern der sechste Vergleich…), und nun schickte sich RWE an, diese Serien zu beenden. Anstatt sich nun aufs Verteidigen zu verlegen, tat Rot-Weiss das einzig Richtige: Aufs dritte Tor gehen.
Fünf Minuten vor dem Ende hatte Hansa noch eine große Möglichkeit nach einem schnell ausgeführten Freistoß aus der eigenen Hälfte, doch gemeinsam konnte die Abwehr zur Ecke klären. Aus dieser wäre dann jedoch fast das 3:1 gefallen, wenn Wintzheimer in der Kontersituation nicht zwei völlig missglückte Pässe gespielt, sondern stattdessen Martinovic auf die Reise geschickt hätte. A propos Martinovic: Nach seiner Einwechslung war dieser vorne sehr agil unterwegs und bekam in der Nachspielzeit noch die große Chance auf die endgültige Entscheidung – der stärkste Rostocker an diesem Abend, Keeper Uphoff, hatte jedoch auch hier noch ein Wörtchen mitzureden.
Das sollte am Resultat jedoch nichts mehr ändern, wenige Augenblicke später ertönte der Schlusspfiff und die Mehrheit der 18.600 Zuschauer durfte sich dreier wichtiger Punkte im Abstiegskampf erfreuen. Was ich am Ende aber nicht unerwähnt lassen möchte: Die Art und Weise, wie die Mannschaft aktiv daran mitgearbeitet hat, das Publikum hinter sich zu bringen. Immer wieder diese aufmunternden Gesten Richtung Tribüne. Arslan, Moustier, Eitschberger, Safi oder auch Brumme fallen mir da spontan ein. Letzterer mit einer Doppelgrätsche kurz vor Schluss und entsprechender Pose in Richtung Haupttribüne – das ist das, was die Massen auf Touren bringt.
Und so war es dann am Ende eines traumhaften Frühlingsabend ein hart erarbeiteter, aber verdienter Sieg vor voller Hütte, die Mannschaft und Trainer mit den Fans ausgiebig und lautstark gefeiert haben. Das war eines dieser Spiele, das man eigentlich nicht verlieren durfte, aus dem man irgendwie gegen einen bestens aufgelegten Gegner etwas holen musste. Und das nach dem trostlosen Auftritt in Verl.
Vier Punkte beträgt nun der Abstand nach unten und das bedeutet auch, dass RWE unabhängig vom Ausgang des Spiels am Mittwoch in Cottbus vor dem nächsten Heimspiel weiterhin über dem Strich stehen wird. Hier hatten mich meine Mathe-Kenntnisse kurz verlassen, natürlich sind es nur drei Punkte. Allerdings müsste schon wirklich viel schiefgehen, wenn wir es nicht schaffen, zumindest vor dem VfB zu bleiben (6 Tore bessere Tordifferenz). Die „Ost-Woche“ könnte mit drei bis vier weiteren Punkten zu einem immens großen Baustein auf dem Weg zum Klassenerhalt werden.
Mittwoch geht’s weiter!
#AbsteigenArschlecken
Nur der RWE!
https://nullsiebenblog.wordpress.com/2025/04/07/die-magie-der-hafenstrase/
Schon bei den Aufstellungen gab es einige Dinge, die bemerkenswert waren. Martinovic musste zu Beginn auf die Bank und Mizuta seinen Platz abtreten, was Arslan ins Angriffszentrum rückte. Für den gelbgesperrten Gjasula stand Müsel auf dem Feld, bei den Gästen durfte mit Harenbrock einer unserer Aufstiegshelden starten (das ist nicht immer der Fall).
Die Vorzeichen vor dem Spiel waren klar: Das Spiel gegen Rostock sollte den Spieltag abschließen und durch die Ergebnisse der Konkurrenz stand RWE nur wegen der besseren Tordifferenz über dem Strich, Rostock wollte mit einem Sieg den Anschluss an die „fetten Töpfe“ wiederherstellen. Dementsprechend schwungvoll begannen die Gäste und hatten in den ersten Minuten bereits die ersten guten Möglichkeiten (u.a. in der 5. Minute nach Eitschberger-Luftloch im eigenen Sechzehner) und auch die ersten zwei, drei Eckbälle. Und einer dieser Eckbälle führte auch unmittelbar zur Gästeführung. Kurze Variante, zweimal weitergeleitet ins Zentrum, wo Rossipal völlig ungestört Maß nehmen konnte. Zwar wäre sein Schuss vermutlich weit am Tor vorbeigegangen, doch ausgerechnet (…) Harenbrock stand goldrichtig und gab dem Ball mit der Hacke (…) den entscheidenden Impuls, um am chancenlosen Golz vorbei den Weg in die Essener Maschen zu finden. 0:1 nach nur neun Minuten – das konnte ja heiter werden.
Unsere Jungs hatte sichtlich Probleme, mit dem schnellen Umschaltspiel der Rostocker umzugehen. Nach Ballverlusten dauerte es oft nur zwei oder drei Stationen, bis der Ball in der Nähe unseres Strafraumes war und unser Abwehrverbund löschen musste. Dadurch entwickelte sich eine teils hektische Partie. nur zwei Minuten nach dem Rückstand forderten die Rot-Weissen dann Strafstoß. Arslan hatte bei einem kurzen Abstoß richtig spekuliert und hätte beinahe den Ball im Fünfer des Gegners erlaufen, war dann aber zu Fall gekommen. Sah es live noch eher nach Pressschlag aus, würde ich auf Basis der TV-Bilder eher sagen, dass sich Hansa über den Pfiff nicht hätte beschweren können, denn Gürleyen trifft Arslan meiner Meinung nach mit dem linken Fuß, auch wenn viel Ball im dabei war.
Dennoch: Diese Szene war eine kleine Initialzündung. Zwar versuchte Hansa weiterhin, über schnelles Spiel nach vorne zu kommen, aber unser Team wurde bissiger in den Zweikämpfen und kam mehr und mehr zu höheren Spielanteilen. Man hatte sich vom frühen Rückstand erholt, fand aber noch nicht den Weg in gefährliche Positionen. Auf der anderen Seite profitierte RWE davon, dass Rostock die eine oder andere Szene zu schön ausspielen wollte und nochmal ablegte, anstatt aus guten Positionen den Abschluss zu suchen. Eine Schrecksekunde gab es in der 18. Minute, als Lebeau sich hinter die Abwehr schleichen konnte und frei zum Abschluss kam, doch sein Ball ging deutlich übers Tor. Einen ersten rot-weissen Abschluss gab es dann in der 20. Minute, doch Mizutas Schuss von der Strafraumkante ging deutlich über das Tor.
So waren es dann die Gäste selbst, die RWE zurück ins Spiel holten. 22. Minute, Gürleyen will an der Mittellinie den Ball kurz quer spielen, trifft die Kugel aber nicht richtig und Arslan bekommt den Kopf dazwischen. Ein Sprint bis in den Rostocker Strafraum, wo auch Safi mitgelaufen war. Ich hatte hier mit dem Querpass gerechnet, doch den richtigen Moment dafür ließ Arslan verstreichen. Stattdessen ein Haken nach innen und ein „Pfund“ aus acht Metern – zu hart geschossen für Gästekeeper Uphoff, der noch mit der Hand dran war – Ausgleich!
Der wirkliche Wendepunkt geschah dann jedoch in der 28. Minute. Eine weitere Ecke für Rostock (Eckverhältnis am Ende 16(!):7), ein Befreiungsschlag von Arslan und Safi begibt sich ins Laufduell mit Rossipal, der in Höhe der Mittellinie als letzter Mann den Tritt verliert und Safi in die Hacken fällt. Schiedsrichter Speckner entschied auf Foulspiel und hatte, da Rossipal letzter Abwehrspieler war, keine andere Wahl als ihn des Feldes zu verweisen. Im Nachgang hörte man aus Rostocker Reihen, dass Safi den Arm vorher in Rossipals Gesicht gehabt habe, auf der anderen Seite kann man sicher auch dagegenhalten, dass es vorher schon einen Kontakt im Fußbereich gab, dass Rossipal an Safis Trikot zieht und vor allem, dass die Armbewegung nicht etwa in den Verteidiger hineinging, sondern aus der Laufbewegung entsteht und im Rahmen eines normalen Zweikampfes verbucht werden kann.
Aus dem folgenden Freistoß wäre beinahe die Führung für unsere Farben gefallen, als Safi den Abwehrversuch volley von der Strafraumkante nahm und Müsel wohl noch abfälschte, der Ball verfehlte den Pfosten nur knapp. Doch mit dem Platzverweis schien Rostock ratlos und fand in der Folge auch nicht mehr in der vorigen Form ins Spiel zurück. Stattdessen setzte sich RWE in der gegnerischen Spielfeldhälfte fest und eroberte „zweite Bälle“ am laufenden Band. Es gibt einem ein gutes Gefühl zu wissen, dass die Abwehrkette Rios Alonso – Schultz – Kraulich inzwischen zu einem stabilen Gebilde gewachsen ist, das in keiner Sekunde des Spiels die Ruhe und Übersicht verliert.
Beim Gegner war man mehr und mehr darum bemüht, den Ball aus dem eigenen Sechzehner wegzuhalten und hatte in der 33. Minute Glück, dass Uphoff einen Querschläger des eigenen Mitspielers noch parieren konnte. Nach vorne hin fehlten den Gästen nun aber die Ideen und so verlagerte man sich darauf, Zeit von der Uhr zu nehmen. Das Konzept dahinter habe ich beim Spielstand von 1:1 nicht wirklich verstanden. Es sei denn natürlich, man wollte RWE herauslocken und selbst über Konter zum Erfolg kommen. Ein Plan, der so aber nicht aufging.
Die größte Chance, noch vor der Pause in Führung zu gehen, hatte Lucas Brumme, der aber völlig freistehend am Elfmeterpunkt am Ball vorbeitrat. Wenig später fand Arslan seinen Meister in Uphoff, als dieser einen Volleyschuss aus 20m entschärfte. Ein frecher Brumme-Freistoß aus spitzem Winkel konnte noch von der Linie gekratzt werden, so ging es mit dem Unentschieden in die Pause.
Hatte man erwartet, dass Gästetrainer Brinkmann nun etwas umstellen und die Spielweise des Teams nachjustieren würde, musste man feststellen, dass das Spiel auch nach dem Seitenwechsel nahtlos dort weiterging, wo es aufgehört hatte. RWE als dominantes Team mit viel Ballbesitz, Rostock vor allem mit Spielzerstörung und -verschleppung beschäftigt.
Bei RWE kam Martinovic für Müsel – ein Zeichen dafür, dass Koschinat mehr als nur diesen Punkt wollte. Und die Mannschaft tat alles dafür, ihm diesen Wunsch zu erfüllen, leicht sollte es jedoch nicht werden. Ein Brumme-Strahl aus 17m landete in den Fängen von Uphoff, und auch Martinovic konnte den Keeper aus fast identischer Position nicht überwinden. Die Gäste zeigten sich indes beeindruckt und „glänzten“ immer wieder mit technischen Aussetzern oder ungenauen Pässen, die im Seitenaus landeten. Trotz aller Feldvorteile konnte RWE jedoch zunächst keine weiteren Hochkaräter herausarbeiten, bis Wintzheimer in der 78. Minute aus spitzem Winkel zum Abschluss kam, doch Uphoff bekam auch hier noch den Arm an den Ball und konnte zur Ecke klären.
Keine Minute später war der Schlüssel dann doch gefunden: Eitschberger passt in die Mitte, Brumme legt zurück auf Mizuta, dessen Schuss geht an den Arm von Pechvogel Gürleyen, der aus kurzer Distanz (ca. 3m) den Arm nicht mehr aus der Schussbahn bekommt. Ein Elfmeter mit Beigeschmack, denn wir wären bei ähnlicher Situation vermutlich auch nicht damit einverstanden gewesen, aber es gab auch schon Strafstöße für weniger und der Ball wäre aufs Tor gegangen. Das kann man schon so entscheiden.
Ahmed Arslan war es egal, aus elf Metern erzielte er seinen elften Saisontreffer. Seit 42 Spielen hatte Hansa nicht mehr nach eigener Führung verloren, mehr als fünf Jahre. Ein großes Medienhaus (Zwinkersmiley) titelte dieser Tage, dass RWE seit über dreißig Jahren nicht mehr gegen Rostock gewonnen habe (das war gestern der sechste Vergleich…), und nun schickte sich RWE an, diese Serien zu beenden. Anstatt sich nun aufs Verteidigen zu verlegen, tat Rot-Weiss das einzig Richtige: Aufs dritte Tor gehen.
Fünf Minuten vor dem Ende hatte Hansa noch eine große Möglichkeit nach einem schnell ausgeführten Freistoß aus der eigenen Hälfte, doch gemeinsam konnte die Abwehr zur Ecke klären. Aus dieser wäre dann jedoch fast das 3:1 gefallen, wenn Wintzheimer in der Kontersituation nicht zwei völlig missglückte Pässe gespielt, sondern stattdessen Martinovic auf die Reise geschickt hätte. A propos Martinovic: Nach seiner Einwechslung war dieser vorne sehr agil unterwegs und bekam in der Nachspielzeit noch die große Chance auf die endgültige Entscheidung – der stärkste Rostocker an diesem Abend, Keeper Uphoff, hatte jedoch auch hier noch ein Wörtchen mitzureden.
Das sollte am Resultat jedoch nichts mehr ändern, wenige Augenblicke später ertönte der Schlusspfiff und die Mehrheit der 18.600 Zuschauer durfte sich dreier wichtiger Punkte im Abstiegskampf erfreuen. Was ich am Ende aber nicht unerwähnt lassen möchte: Die Art und Weise, wie die Mannschaft aktiv daran mitgearbeitet hat, das Publikum hinter sich zu bringen. Immer wieder diese aufmunternden Gesten Richtung Tribüne. Arslan, Moustier, Eitschberger, Safi oder auch Brumme fallen mir da spontan ein. Letzterer mit einer Doppelgrätsche kurz vor Schluss und entsprechender Pose in Richtung Haupttribüne – das ist das, was die Massen auf Touren bringt.
Und so war es dann am Ende eines traumhaften Frühlingsabend ein hart erarbeiteter, aber verdienter Sieg vor voller Hütte, die Mannschaft und Trainer mit den Fans ausgiebig und lautstark gefeiert haben. Das war eines dieser Spiele, das man eigentlich nicht verlieren durfte, aus dem man irgendwie gegen einen bestens aufgelegten Gegner etwas holen musste. Und das nach dem trostlosen Auftritt in Verl.
Mittwoch geht’s weiter!
#AbsteigenArschlecken
Nur der RWE!
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