Eigentlich ist es ja gar nicht so schwer, Konstanz zu finden: Einfach in Google Maps oder das Navigationssystem des Vertrauens eingeben und hinfahren. Da hat man dann das gewünschte Konstanz. Gut, dass war jetzt zugegebenermaßen sehr flach, aber es wird gerade rund um unseren unerfreulichen Tabellenplatz dermaßen viel Panik geschürt, da kann ein wenig Flapsigkeit nicht schaden. Nahtlos ineinander über gehen mittlerweile das zuletzt gespielte Spiel, wer dem Kader noch fehlt und wer uns natürlich im kommenden Sommer verlassen wird.

Das könnte eventuell sogar fast die ganze Mannschaft sein. Schließlich wissen wir nicht, wer überhaupt ein Arbeitspapier besitzt, welches auch für die Regionalliga gültig ist. Bevor nun Panik aufkommt: Hier wollte ich der Berichterstattung vorgreifen, falls die aktuellen Debatten nicht genug zünden.

Kurz zurückgespult: Wie wir das Spiel in Aue verlieren konnten, bleibt eines dieser großen Fußballgeheimnisse. Wismut so schlecht, da hätte es with Mut besser geklappt, die Dinge zielstrebiger anzugehen. Müßig, nochmal auf die verpassten Torchancen einzugehen, daneben ist nun mal daneben. Aber warum war die Leidenschaft aus dem Cottbus Spiel schneller verflogen als das Leben einer Eintagsfliege vor dem nächsten Morgengrauen? Jeder Erzgebirgskrimi im TV war doch besser als an diesem Nachmittag die Mannschaft der Veilchen. Dieses Gastgeschenk konnten wir also warum auch immer nicht annehmen, waren zu unachtsam und höflich zugleich. Und das, obwohl auch während dieser knapp über neunzig Minuten immer mal durchblitzte, wozu die Mannschaft eigentlich fähig ist. Sofern denn eben diese so wichtige Leidenschaft nicht im Spielertunnel gelassen wird. Der in Aue ein wirklich schöner ist. Das machen die schon gut dort, Tradition und Moderne miteinander zu verschmelzen.

Über die gelb-rote Karte nach Abpfiff für Lucas Brumme können jetzt Experten natürlich sagen, die ist rein faktisch gerechtfertigt. Als Fan und emotionaler Sportler, der selbst ich mal war, komme ich auf so eine Kartengebung überhaupt nicht klar. Wann darf man denn Emotionen zeigen, und in welchem Zeitraum zwischen Abpfiff Spiel und Abfahrt Mannschaftsbus sind die dann nicht justiziabel? Hier wurde keinem der sprichwörtliche Kopf abgerissen oder im Nachgang jemand fies über die Bande gekickt. Was den ersten beiden Ligen der Kölner Keller ist der 3.Liga somit der Korinthenkacker an der Pfeife, etwas derbe formuliert (die gelbe Karte dafür nehme ich gerne, dürfte erst meine dritte sein).

Nee, ist schon ärgerlich. Schließlich bedeutet geäußerter Frust auch ein Spiel Sperre. Und eine weitere Bürde für unsere Mannschaft, die in Summe bislang nicht nur unter ihren Möglichkeiten bleibt, sondern irgendwie auch im Geiste von Andreas Brehme und seinem berühmten Zitat agiert: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“. Der aktuelle Tabellenplatz dermaßen knapp über dem Strich resultiert ironischerweise nun aus dem, doch noch erzielten (Traum-)Tor in allerletzter Sekunde. Wahrscheinlich aber wohl eher daraus, dass die Zwote des VfB gegen ebenso verunsicherte Hachinger keine weiteren Treffer mehr erzielen konnten. Aber vielleicht rettet uns einfach dieser kleine Unterschied zwischen drunter und drüber gerade davor, vollends in Hysterie zu verfallen.

Ich bin schon froh, dass einige Tage mal nicht der Name Vinko Šapina gefallen ist. Schön, dass er sogar die Kabine geputzt hat, wenn er diese sauber hielt. Aber sein sportlicher Wert für unsere Mannschaft wird meines Erachtens überbewertet. Dieser sportliche „Wow-Effekt“, den hatten wir doch realistisch betrachtet nur bis zur Winterpause. Beim Lesen habe ich manchmal gedacht, eventuell in einem Trinkspiel gelandet zu sein: Für jeden Šapina einen Kurzen, ich wäre tagelang lattenstramm gewesen.

Was das Ganze aber wirklich anstrengend macht, ist die Lage der Liga allgemein. War diese jemals so eng beieinander? Wir mischen da noch nicht so lange mit (allein das zu verinnerlichen erdet manchmal!), aber das ist schon der kleine Extrakick Stress. Zwei Siege, man klopft oben an. Zwei Niederlagen und man hängt plötzlich unterm Strich. Unentschieden helfen gar nicht und so richtig absetzen will auch keine Mannschaft. Egal in welche Richtung. Das verleitet zu Spielereien am Tabellenrechner, kann aber auch manchmal den klaren Blick verschleiern.

Deshalb habe ich für mich Klarheit geschaffen: Kein Tabellenrechner mehr, aber voller Fokus auf Abstiegskampf! Das ist das Momentum, damit muss gearbeitet werden. Und zwar in aller Ruhe, mit wachem Verstand und guten (Personal-)Entscheidungen. Diese Spieler, die von außen gefordert werden: Wenn es ihn denn gibt, den Fußballer, der sofort weiterhilft, dann steht der doch nicht vertragslos im Schaufenster und wartet auf den ersten Krisenverein. Oder habe ich da einen Denkfehler? Ich bin da aktuell eher bei Wachrütteln und Bestärken. Bei ganz viel Kopfarbeit und lösen von Blockaden.

Wir Fans machen gerade mal wieder nichts anders in den Foren oder den Beiträgen irgendwo im WWW, als das ewige Klagelied der Hafenstraße zu singen. Wenn ich selbst etwas Lustiges über Fußball sehen wollte, habe ich mir den Inside Schalke Videotalk angeschaut, anstatt beispielweise die Zusammenfassung aus Aue. Vielleicht hilft es ja, wenn wir nun den Abstiegskamp nicht nur ausrufen, sondern ihn auch seriös annehmen. Und mit seriös meine ich empathisch, frei von Häme oder diesem kruden Grundtenor bei einigen, dass ja immer alles kacke ist bei Rot-Weiss. Was dann einfach auch mal zu beweisen wäre. Annehmen bedeutet für mich zu unterstützen. Da zu sein.

Ich würde mich freuen, wenn so viele Zweitvertretungen wie möglich absteigen, vermag mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass der klassischste aller klassischen Fahrstuhlvereine zwischen zweiter Bundesliga und 3. Liga, der VfL Osnabrück, absteigt. Schon aus Verbundenheit einigen Nordhornern und Doc Welling gegenüber. Also bedarf es mindestens zwei weiterer Kandidaten, neben den von mir favorisierten Zweitvertretungen. Aktuell mit in der Verlosung die sympathischen Hachinger. Und wollte Rostock nicht schon immer mit dem Sonderzug nach Meuselwitz? Wie auch immer, es kommt, wie es kommen wird. Aber wir sollten endlich bei uns bleiben. Sandhausen mal die wirkliche Hafenstraße zeigen. Und natürlich dem SV Sonsbeck die eigenen Grenzen im Viertelfinale des verdammt wichtigen Verbandpokals.

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