Direkt nach dem wahrscheinlichen Tor des Monats August und anschließendem Apfiff im temporären Heimstadion Eilenriede war man zunächst etwas sprachlos. Nachdem unsere Mannschaft bei hohen Temperaturen Minute um Minute, und laut Statistik auch komplett überlegen, aber leider auch erfolglos gegen das Havelser Bollwerk anrannte, taten sich zwischen der 89en und 96en Minute Himmel und Hölle zugleich auf. Wurde aus dem hart erarbeiteten Dreier eine doch eher ernüchternde Punkteteilung. Was in diversen Kommentarspalten direkt wieder Untergangsszenarien jeglicher Art zu verbalisieren wusste. Zwei Punkte anstatt der erhofften, und wohl auch der erwarteten, vier Punkte machten einige wenige RWE-Fans erstmal maulig.

Es ist nun mal so wie es ist, und wir können sicher mit dem Unentschieden hadern. Aber leider verkompliziert die Anwesenheit einer zweiten Mannschaft nun mal das Spiel und zu oft auch die eigenen Erwartungen gleich mit. Der TSV Havelse hat einfach nicht mehr zugelassen und mit dem so ziemlich letzten Schuss sogar das Sahnehäubchen gesetzt. Muss man dann auch mal so anerkennen. Trotzdem bleiben wir weiter ungeschlagen in dieser frühen Phase der neuen Saison. Vor allem bei der auch mental anstrengenden Trilogie 1860 – Havelse – BVB. Und wie man es aus Literatur kennt, wirkt der Mittelteil oftmals als der schwächste, bevor nach fulminantem Auftakt ein grandioser Schlussakt wartet.

Das Spiel im Stadion Eilenriede hatte bei mir auch noch etwas anderes ausgelöst, denn tatsächlich hatte es einen leichten Hauch von Georg-Melches Stadion, so wie unsere Mannschaft zumeist stehend von der Gegengerade aus angefeuert wurde. Man wähnte sich immer mal wieder auf der guten alten „Nord“. Nostalgie bringt leider keine Punkte, aber manchmal eben diesen kurzen warmen Moment der Erinnerung. Erinnern werden wir uns spätestens kommenden Montag wieder an Frank Mill, wenn ein ganzes Stadion einem ihrer großen Spieler gedenkt. Ein Spieler, der einer der prägendsten Akteuere bei beiden beteiligten Vereinen war. Eine Konstellation, die eher selten sein dürfte und natürlich hätte Frank Mill diesem Spiel lieber selbst auf der Tribüne beigewohnt, anstatt auf Wolke 1908 zwischen 1907 und 1909. Eine Konstellation aber, die sicher dafür sorgen wird, dass es vor dem Pokalspiel für diesen einen kurzen Moment sehr würdevoll zugehen wird.

Sehr würdig hat Andreas Rettig im Nachgang den DFB-Fauxpas in Sachen Traueranzeige moderiert und sich mehr als glaubhaft dafür entschuldigt. Das nötigte dann doch Respekt ab. Ganz viel Respekt hat man sicher auch bei Borussia Dortmund vor dem Erstrundenauftakt im diesjährigen Pokalwettbewerb bei uns anne Hafenstraße. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass sich unsere Mannschaft diesen Respekt auch mehr als verdienen wird. In Anbetracht der für unsere Verhältnisse noch ungewohnten Anstoßzeit möchte ich dann aber doch darum bitten, dass sich die Nachspielzeit im normalen Maße bewegen wird. Es sei denn, wir liegen nach neunzig Minuten in Rückstand. Aber hier regelt natürlich das jeweilige Emblem die Befindlichkeit. Zwölf Minuten Nachspielzeit bei eigener Führung hingegen, alles eskaliert vor Empörung.

Was sich da in der noch jungen Saison schon an Zeitfenstern aufgetan hat, ist schon fast abenteuerlich. Wir sind ja mittlerweile bei einer kleinen 3. Halbzeit angekommen. Das wird dann immer öfter dazu führen, dass Auswärtsfans richtig in Zeitstress kommen, damit die Shuttlebusse sie noch pünktlich zu den wartenden Anschlusszügen bringen können.

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