Als mir der neue Vorsitzende von Rot-Weiss Essen, Marc-Nicolai Pfeifer, unlängst ein Gesprächsangebot unterbreitete, war ich zunächst unsicher, ob ich es annehmen sollte. In mir schlummerten schon einige Vorbehalte, doch zu guter Letzt setzte sich meine Neugier durch.

So empfing mich der gebürtige Ludwigsburgeraner pünktlich um 15Uhr vor dem Eingang der Haupttribüne. Nach einer freundlichen Begrüßung nahmen wir Kurs auf den verwaisten Raum von Sportdirex Christian Flüthmann. Eine Flasche klaren Sprudel (medium) wurde geordert und kaum Platz genommen, sprudelten die ersten Worte aus uns heraus. 😋

Ich wollte wissen, ob es okay ist, wenn ich für meine Homepage einen „Blog“ über das Treffen veröffentliche, und zwar ohne vorherige Vorlage bei meinem Gegenüber. Marc-Nicolai Pfeifer sah unsere Zusammenkunft als ein Kennenlerngespräch an, hätte grundsätzlich nichts gegen eine Veröffentlichung, bat allerdings in diesem Falle, Niclas Pieper kurz drüber schauen zu lassen.

Als der Name Pieper fiel, platzierte ich, anders als in meinem inneren Drehbuch geplant, die Frage nach den Gründen seiner Kündigung, sowie der auffällig hohen Kündigungsquote altgedienter Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sinngemäße Antwort: „Niclas kam mit dem Wunsch zu uns, sich beruflich zu verändern. Die letzten Jahre waren für ihn extrem stressig, zeitweise stemmte er eine 7-Tage-Woche. Er hat tolle Arbeit für den Verein geleistet. Die hohe Personalfluktuation ist nicht von der Hand zu weisen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Einige wollten sich ebenfalls beruflich verändern, andere waren möglicherweise mit den neuen Anforderungen nicht einverstanden.“ Marc-Nicolai Pfeifer (in der Folge kurz MNP genannt) beschreibt sich selbst als extrem ehrgeizig, erwartet von den Angestellten Eigenverantwortung zu übernehmen und ein hohes Arbeitstempo. Er selbst sieht sich als Teamplayer, ist überzeugt von „seiner Mannschaft“.

Die kurze Atempause nutzte ich eiskalt aus, um MNP zu erläutern, warum ich Vorbehalte gegen ihn in seiner Eigenschaft als Vorstandsvorsitzenden habe. Zum einen, weil er erst im Juli und nicht bereits im Juni seine Arbeit aufgenommen hat. Gerade zu Beginn einer neuen Saison, sollte zumindest die Mannschaft hinter der Mannschaft voll einsatzbereit sein. Bezahlung dann halt von RWE, selbst wenn ein paar Euronen weniger auf seinem Konto gelandet wären. Stattdessen kursierte ein Bild durch die Rot-Weisse Landschaft, wo MNP gemeinsam mit Nelson Müller und einem Bekannten mit ihren jeweiligen Partnerinnen in einem Pool, Sekt oder Champagnergläser in die Höhe hievten. Punkt Drei dann der Auftritt im schwarzen Anzug bei einem Heimspiel. Alles wirkte irgendwie befremdlich auf mich.

MNP ließ sich nichts anmerken, bedankte sich sogar für die Offenheit. Glaubhaft legte er mir dar, warum ein früherer, offizieller Arbeitsantritt nicht möglich war. Aus rechtlichen Gründen darf er – und jetzt auch ich – nicht näher darauf eingehen. Das „Skandalfoto“ entstand einen Tag nach dem Trainingslager bei Nelson Müller in Essen, wo er, seine Lebenspartnerin sowie u.a. ein Sponsor eingeladen waren. Das Foto wurde von einem Gast in den sozialen Medien gepostet. Er selbst hätte es niemals veröffentlicht. Er ist sich ziemlich sicher, wer das Bild dann gezielt verbreitet hat, um ihm zu schaden, Namen will er aber nicht nennen. Zu meinen Anzüglichkeiten aufgrund des Outfits, entgegnet er schmunzelnd, dass wenige Tage vor dem Auftritt, ein Treffen mit OB Kufen stattfand, wo sowohl er wie auch Alexander Rang, leger erschienen, was ihnen wiederum Kritik von anderer Stelle einbrachte.

Ich sag mal so, am besten sind die Stoffe aus dem Fan-Shop. Gibt ja Mitgliederrabatt.

Stellung nahm MNP auch zu meiner Anmerkung, dass er erst kurz vor der JHV vermehrt öffentlich zu Wort meldete. Dazu äußerte er sich grundsätzlich. Sinngemäß: Da gibt es klare Absprachen, wer wann und wozu sich öffentlich äußert. Ich selbst hauptsächlich nur dann, wenn es um Vereinsstrategische Entscheidungen geht. Für Fachthemen gibt es halt Fachleute“.

„Aber warum wurden die Verträge von Marcus Steegmann und Christian Flüthmann ausgerechnet noch vor der JHV verlängert. Bestand so dringend Handlungsbedarf?“, hakte ich nach. „Nein, dringender Handlungsbedarf bestand nicht. Sämtliche Gremien waren allerdings von der hervorragenden Arbeit der Beiden überzeugt, so dass ich keinen Anlass sah, dagegen Einwände zu erheben“. Ergänzend erklärt er die unterschiedlichen Aufgabenbereiche, wohlwissend, dass für uns Fans die Zuständigkeitsregelung nicht ganz deutlich rüberkommen mag.

Weiter gings mit seinen bisherigen Statements, wie in der WAZ oder beim Fanzine JAWATTDENN, wo mir seine Antworten zu allgemein ausfielen und überquollen von Phrasen wie, effizienter arbeiten, höhere Einnahmen genieren. Jetzt war er voll in seinem Element. Bewaffnet mit einem Stift, zeichnete er ein Schema auf die Taktiktafel, so flink wie einst Pit Flick, sodass ich Schwierigkeiten bekam, geistig zu folgen. Trotzdem war es interessant, wie man (er) rein rechnerisch die Wahrscheinlichkeit aufzeichnete, wieviel Geld nötig wäre, um RWE in Liga Zwei zu führen. Was übrigens sein mittelfristiges Ziel ist. Dafür wird er alles in die Waagschale legen.

Zum Abschluss gab ich ihm noch einen Tipp, wie Kosten gesenkt werden können. „Die Gehälter für Vorstand und Direktor Finanzen deckeln“. Die kleine Provokation nahm er gelassen hin.

Meine Schilderungen über das Gespräch habe ich nach bestem Wissen und Gewissen aufgeschrieben. Aussagen, die MNP mir mit der Bitte um Verschwiegenheit anvertraut habe, fehlen natürlich. Vertrauen darf man nicht missbrauchen.

Ich hoffe, ihr kriegt einen kleinen Eindruck vom Treffen. Die Aussagen habe ich bewusst unbewertet gelassen.

Danke an Marc-Nicolai Pfeifer für seine Offenheit und Zeit, die er sich für mich und damit stellvertretend für uns Fans, genommen hat.

Rot-Weisse Grüße,

der Happo


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