RWE-Cheftrainer Uwe Koschinat vor seiner Heimpremiere gegen den VfB Stuttgart II.
Uwe Koschinat im Interview vor seinem Heimspiel-Debüt an der Hafenstraße. (Foto: Endberg)
Drei Tage vor Heiligabend hoffen alle Rot-Weissen auf eine vorzeitige Bescherung. Zum Ende der Hinrunde in der 3. Liga, zum Abschluss des Kalenderjahres 2024 und zur Heimpremiere des neuen RWE-Cheftrainers Uwe Koschinat geht es an diesem Samstag, 14 Uhr, im Stadion an der Hafenstraße gegen den VfB Stuttgart II. Bei einem Dreier gegen den Aufsteiger könnte RWE nicht nur den jüngsten Negativtrend stoppen, sondern im besten Fall auch noch auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern. Vor dem ersten Duell überhaupt mit dem VfB II stand Uwe Koschinat der Redaktion der „kurzen fuffzehn“ ausführlich Rede und Antwort.
Hallo Uwe! Zunächst noch einmal herzlich willkommen bei RWE. Dein Debüt in der Liga war mit dem 0:2 beim VfL Osnabrück nicht von Erfolg gekrönt. Wie fällt mit einigen Tagen Abstand Dein Fazit aus?
Auch im Nachhinein würde ich bei meinem Statement bleiben, das ich bereits unmittelbar nach dem Spiel abgegeben hatte. Wir haben speziell in der ersten Halbzeit eine defensiv stabile Leistung abgeliefert, hatten über weite Strecken die Spielkontrolle und die bessere Spielanlage. Und das, obwohl uns gleich mehrere Leistungsträger gefehlt hatten. Auch offensiv sind wir über die Außenpositionen sehr oft durchgekommen. Allerdings waren wir in der Offensive zahnlos, hatten keine Präsenz im Strafraum. Daran müssen wir definitiv arbeiten. Nach der Pause wurde das Spiel immer zerfahrener. In dieser Phase – das müssen wir einräumen – war der VfL griffiger und hat uns nicht mehr richtig ins Spiel kommen lassen.
Du hattest vor der Partie lediglich drei Trainingseinheiten, um die Mannschaft vorzubereiten. Wieviel von dem, was Du dem Team mitgegeben hattest, war schon auf dem Platz zu sehen?
Vor allem vor der Pause war das schon richtig gut. Man muss schließlich auch berücksichtigen, dass wir durch die zahlreichen Ausfälle eine ganze Reihe von Spielern in der Startelf hatten, die in dieser Saison noch nicht so viel Einsatzzeit hatten. Das galt beispielsweise für Mustafa Kourouma in der Innenverteidigung, für Tom Moustier und Jimmy Kaparos auf der Doppelsechs sowie Thomas Eisfeld auf der offensiven Position im zentralen Mittelfeld. Die Jungs haben es insgesamt wirklich gut gemacht. Allerdings hilft uns das nicht weiter, wenn wir nicht auch torgefährlich werden. Dann reichen hinten ein, zwei Fehler, um am Ende mit leeren Händen dazustehen.
Schon zwölfmal in dieser Saison geriet RWE 0:1 in Rückstand, zuletzt sogar fünfmal nacheinander. Ist das ein Ansatzpunkt, um die Wende hinzubekommen?
Gerade in dieser unglaublich engen 3. Liga hilft es immer, in Führung zu gehen. Das stärkt zum einen das Selbstbewusstsein, zum anderen bringt es dich automatisch in eine bessere Position. Fakt ist allerdings, dass wir nicht nur in Rückstand geraten sind, sondern zuletzt dreimal nacheinander gar kein Tor erzielt haben. Das muss sich dringend ändern. In dieser Trainingswoche hatten wir immerhin ein wenig mehr Zeit, um Abläufe einzustudieren.
Welche Schwerpunkte wurden gesetzt?
Unter anderem haben wir intensiv Standards trainiert. In Osnabrück hatten wir eine deutlich zweistellige Anzahl an Eckbällen und Freistößen in Strafraumnähe. Aus solchen Situationen müssen wir einfach mehr Kapital schlagen.
Als Grundformation hast Du ein 4-2-3-1-System gewählt. Ist das auch für die Zukunft Deine favorisierte Ausrichtung?
Da würde ich mich nicht festlegen. Ich kann mir auch eine Formation mit einer Dreierkette in der Abwehr und eher offensiv ausgerichteten Flügelspielern vorstellen. Schließlich haben unsere Außenverteidiger genau darin ihr Stärken. Außerdem hat Mustafa Kourouma durch einen insgesamt sehr couragierten Auftritt gezeigt, dass wir vier starke Innenverteidiger haben. Leider ist er durch den Platzverweis erst einmal wieder raus, so dass mir gegen Stuttgart mit unserem Kapitän Michael Schultz und José-Enrique Rios Alonso, der seine Gelbsperre abgesessen hat, erneut nur zwei Innenverteidiger zur Verfügung stehen. Von daher wird es zwangsläufig für dieses Spiel bei der Viererkette bleiben.
Wie sieht es bei Ahmet Arslan und Torben Müsel aus, die verletzungsbedingt in Osnabrück nicht eingesetzt werden konnten?
Da konnte ich zu Wochenbeginn noch keine Prognose abgeben. Bei Torben bestand definitiv die Hoffnung, dass er spielfähig sein könnte. Bei Ahmo hatte mir die medizinische Abteilung klar signalisiert, dass bei einem Einsatz die Gefahr einer schwerwiegenderen Verletzung besteht. Er wollte unbedingt spielen, aber das Risiko war einfach zu groß.
Trotz der jüngsten Negativserie hat RWE immer noch die Chance, die Hinrunde auf einem Nichtabstiegsplatz abzuschließen und damit über dem Strich zu überwintern. Wie wichtig wäre das?
Psychologisch ist das nicht zu unterschätzen. Es macht schon etwas mit einem, wenn man auf die Tabelle schaut. Noch wesentlich wichtiger als die Platzierung wäre jedoch das Erfolgserlebnis, um mit einem guten Gefühl in die Winterpause zu gehen. Es ist klar, dass die Unzufriedenheit aktuell im gesamten Verein sehr groß ist. Daher wäre ein Dreier ein sehr wichtiges Zeichen an alle Rot-Weisen – unabhängig davon, ob wir dadurch den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz schaffen oder nicht.
Wie schätzt Du den Gegner ein?
Wir treffen auf eine freche Mannschaft, die in dieser Saison schon für einige Überraschungen gesorgt hat und einen spektakulären Fußball spielen kann. Ich glaube auch nicht, dass sich das Team komplett von der Kulisse beeindrucken lassen wird. Auswärts war der VfB bisher aber nicht sehr erfolgreich. Wir wollen dafür sorgen, dass es so bleibt.
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