27-jähriger Angreifer vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 II im aktuellen Interview.
Dominik Martinovic´ steht vor seinem Heimdebüt für RWE. (Foto: Endberg)
42 Treffer und 27 Vorlagen in 142 Drittliga-Partien: Das sind die beeindruckenden Zahlen von Dominik Martinović. Nach Stationen beim SV Wehen Wiesbaden, bei der SG Sonnenhof Großaspach und beim SV Waldhof Mannheim trägt der in Stuttgart geborene Deutsch-Kroate seit wenigen Wochen das Trikot von Rot-Weiss Essen. Vor seiner Heimpremiere gegen Hannover 96 II nahm sich der 27-Jährige Zeit für ein Interview mit der „kurzen fuffzehn“.
Hallo Dominik! Deine Verpflichtung wurde erst am Tag der Abreise ins Trainingslager perfekt. Wie sehr hatte die Zeit gedrängt?
Dominik Martinović: Es war tatsächlich mehr oder weniger innerhalb von 24 bis 48 Stunden alles fix. Ich bin von meinen Eltern in Stuttgart zur Vertragsunterschrift in Essen gereist und saß schon kurz darauf mit meinen neuen Mitspielern im Flieger in die Türkei. Ich wollte auch möglichst von Anfang an dabei sein, um das Team besser kennenzulernen. Wir haben viele positive Charaktere, die Jungs haben Klaus Gjasula und mich sehr gut aufgenommen. Aktuell wohne ich noch im Hotel, in ein paar Tagen kann ich aber zum Glück in meine Wohnung ziehen.
Joseph Boyamba war schon beim SV Waldhof Mannheim und auch bei der SV 07 Elversberg Dein Mitspieler. Was schätzt Du an Ihm?
Wir verstehen uns abseits des Platzes gut. Vor allem in Mannheim hatten wir eine sportlich erfolgreiche gemeinsame Zeit. Wir wissen, wie sich der jeweils andere auf dem Rasen verhält und haben ein Gespür für die Laufwege. Das wollen wir so schnell wie möglich auch bei RWE unter Beweis stellen.
Neben RWE waren noch weitere Vereine an Dir interessiert. Wie hattest Du Deinen nächsten Schritt abgewogen?
Ich war in einem sehr engen Austausch mit meiner Familie, die Entscheidung habe natürlich letztlich ich getroffen. Ich bin bei meinem Entschluss nicht nach der Tabellensituation gegangen. Die kann sich – vor allem in der 3. Liga – schnell ändern. Ich hatte bei RWE den Eindruck, dass die mittelfristige Perspektive die beste ist. Zunächst gilt es allerdings die aktuelle Situation zu bewältigen.
Zuletzt warst Du in der ersten kroatischen Liga für Slaven Belupo am Ball. Was hast Du aus dieser Zeit mitgenommen?
Mir ist dort noch einmal bewusst geworden, wie gut die 3. Liga in Deutschland auch bei der Infrastruktur aufgestellt ist. Bis auf die Spitzenteams ist das sportliche Niveau vergleichbar. Allerdings wird in Kroatien weniger Wert auf taktische Aspekte, sondern mehr auf individuelle Qualität gelegt. Während meiner Zeit bei Slaven Belupo haben sich der Trainer und die Vereinsführung verändert. Auch deshalb hatte ich für mich entschieden, den Klub zu verlassen.
Im Juniorenbereich hast Du nicht nur für die deutsche Auswahl gespielt, sondern auch für die kroatische U19-Nationalmannschaft. Wie würdest Du die beiden Kulturen beschreiben?
Ich bin sehr stolz, dass ich für beide Länder spielen durfte, tue mich aber mit einem Vergleich schwer. Was man auf jeden Fall sagen kann: Deutschland verfügt allein schon wegen der deutlich größeren Einwohnerzahl über eine größere Auswahl an Spielern. Bei der kroatischen Nationalmannschaft wird wegen der Erfolge bei den zurückliegenden Turnieren nicht umsonst von einer goldenen Generation gesprochen.
Die RWE-Fans verbinden mit Deiner Verpflichtung große Hoffnung im Kampf um den Klassenverbleib. Wie gehst Du mit der Erwartungshaltung um?
Ich würde über mich selbst sagen, dass ich ein sehr ehrgeiziger Spieler bin. Ich kenne die 3. Liga nun schon seit mehreren Jahren und habe dabei auch immer wieder meine Leistungen abgeliefert. Ich bin davon überzeugt, dass das wieder so sein wird. Bei Slaven Belupo kam ich nicht ganz so viel zum Einsatz. Ich merke, wie ich immer mehr an mein optimales Fitnesslevel herankomme.
Worauf können sich die RWE-Anhänger bei Dir freuen?
Mit meiner Schnelligkeit suche ich immer wieder die Wege in die Tiefe. Als Stürmer setzte ich in den Halbräumen auch immer wieder meine Mitspieler in Szene. Bei unserem Treffer im Testspiel gegen Dynamo Dresden hatte das schon gut geklappt. Meine Gegenspieler würden vermutlich sagen, dass ich eklig zu verteidigen bin. Sobald ich eine offene Tür sehe, gebe ich alles dafür, dass wir als Team daraus einen Vorteil ziehen können.
Der Auftakt in Aachen lief aber nicht so, wie sich das alle Beteiligten vorgestellt hatten. Wie lange hat es gedauert, die Partie abzuhaken?
An den ersten Tagen danach hat die Niederlage und auch die Art und Weise noch geschmerzt – was aber normal ist. Das Gute im Fußball ist, dass jede Woche aufs Neue die Chance besteht zu beweisen, dass wir es besser können. Daher lag der Fokus recht zügig auf der Partie gegen Hannover 96 II.
Die U23 von Hannover 96 liegt unmittelbar über dem Strich. Welche Bedeutung hat das Spiel mit Blick auf das Rennen um den Klassenverbleib?
Medial wird bei solchen Konstellationen gerne von Sechs-Punkte-Spielen gesprochen. Ein Erfolg wäre allerdings nicht allzu viel wert, wenn wir in den folgenden Partien nicht auch nachlegen könnten. Es ist allerdings schon so, dass ein Sieg das Selbstvertrauen und die Überzeugung stärken würden, um idealerweise im Anschluss eine kleine Serie starten zu können. Zunächst gilt es aber, gegen Hannover alles zu geben.
Was ist nun von Euch gefordert?
Ich rechne mit einem anderen Spiel als in Aachen. Die Alemannia agiert viel über ihre Zweikampfhärte. Die U23 von Hannover 96 ist dagegen ein spielstarkes Team, das wie wir eher auf fußballerische Mittel setzt. Auf jeden Fall müssen wir vom ersten Moment an voll da sein. Ich freue mich auf mein erstes Heimspiel für RWE, habe schon viel von der unglaublichen Stimmung und der tollen Unterstützung in der schon nicht einfachen Hinrunde gehört. Wir sind den Fans definitiv etwas schuldig.
https://www.rot-weiss-essen.de/2025/01/24/martinovic-sind-fans-etwas-schuldig/