2:1! RWE schlägt Hansa Rostock!

In einem intensiven und emotional aufgeladenen Drittligaspiel hat Rot-Weiss Essen am Sonntagabend einen 2:1-Heimsieg gegen den FC Hansa Rostock gefeiert. Vor 18.600 Zuschauern an der Hafenstraße gelang dem Team von Trainer Uwe Koschinat nach einem frühen Rückstand die Wende – auch begünstigt durch eine Rote Karte und eine höchst umstrittene Elfmeterentscheidung. Begleitet wurde die Partie von massiven Sicherheitsmaßnahmen, Fanprotesten und einem bemerkenswerten Schulterschluss der Essener Anhängerschaft mit den gegnerischen Ultras.
Harenbrocks frühes Tor schockt RWE – Arslan antwortet prompt
Das Spiel begann mit einem Rückschlag für die Gastgeber: In der 9. Minute zog Alexander Rossipal aus rund 20 Metern ab, Cedric Harenbrock fälschte den Ball – ausgerechnet als Ex-Essener – unhaltbar für Torhüter Jakob Golz ins lange Eck ab. Die frühen Rostocker Jubelrufe „Die Nummer eins im Pott sind wir“ konterte die Westtribüne mit „Scheiß Hansa Rostock“-Rufen.
RWE ließ sich jedoch nicht beirren und schlug nach einer druckvollen Phase zurück. In der 22. Minute setzte sich Ahmet Arslan nach einem Ballverlust der Gäste energisch durch, blieb vor Hansa-Keeper Benjamin Uphoff eiskalt und traf zum 1:1-Ausgleich. Es war bereits sein neunter Saisontreffer – und der Auftakt zu einem Abend, an dem er den Unterschied ausmachen sollte.
Rote Karte als Wendepunkt – Rostock dezimiert
Nur wenige Minuten später dann die Szene, die das Spiel kippen ließ: Safi startete ein Laufduell mit Rossipal, der ihn als letzter Mann zu Boden brachte. Schiedsrichter Martin Speckner zückte sofort Rot (28.). Während Essens Bank und Fans jubelten, war Rostocks Trainer Daniel Brinkmann außer sich: Für ihn war es ein Foulspiel von Safi, das übersehen wurde. „Wenn ich die Bilder sehe, hat Safi den Arm im Gesicht unseres Spielers. Das war für uns ein Freistoß, keine Rote Karte“, wetterte er nach dem Spiel.
RWE nutzte die Überzahl für wütende Angriffe, ließ aber vor der Pause einige Chancen liegen: Mizuta, Martinovic und Brumme verpassten die Führung knapp. Auch nach dem Seitenwechsel belagerte Essen das Rostocker Tor – doch das erlösende 2:1 wollte lange nicht fallen.
Koschinats Mut mit Mizuta – und die späte Erlösung
Eine kleine Überraschung gab es bereits vor dem Anpfiff: Koschinat verzichtete zunächst auf Dominik Martinovic und setzte stattdessen auf Kaito Mizuta. „Martinovic hat aktuell eine schwere Phase. Er braucht ein Tor – das haben wir oft besprochen. Mizuta hat sich den Startelfeinsatz durch seine Laufleistung verdient“, erklärte der Trainer später. Martinovic kam zur Pause und belebte das Spiel – seine Aktion in der 53. Minute war vielversprechend, blieb aber ohne Torerfolg.
In der 81. Minute dann der nächste Aufreger: Mizuta schoss im Strafraum, aus kürzester Distanz sprang der Ball an den Arm von Ahmet Gürleyen – Speckner entschied sofort auf Elfmeter. „Das ist Wahnsinn, da Elfmeter zu geben“, schimpfte Brinkmann. Auch Koschinat gab zu: „Als Ex-Verteidiger hätte ich den nicht gegeben.“ Trotzdem trat Arslan an – und verwandelte eiskalt zum 2:1.
Mit dem Abpfiff lagen sich Spieler, Trainer und Fans in den Armen – Erleichterung pur. Der Heimsieg gegen ein Spitzenteam wie Rostock gibt Selbstvertrauen vor der anstehenden Englischen Woche.
Fanproteste, Polizeikontrollen und Solidarität auf der Tribüne
Abseits des Rasens war die Partie ebenfalls brisant: Die Hansa-Ultras verpassten das Spiel. Auf dem Weg zum Stadion stoppte die Polizei rund 100 Fahrzeuge an der B224 in Gladbeck, führte intensive Kontrollen durch. Der Vorwurf: Vermummung, Schutzbewaffnung, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Platzverweise wurden ausgesprochen, die Gruppe trat geschlossen die Heimreise an.
Im Gästeblock fehlten Banner und organisierter Support – sichtbar leer blieb die sonst so lautstarke Kurve. Auf den Essener Rängen hingegen zeigten die RWE-Fans Flagge: Mit Spruchbändern wie „Gegen Choreoverbote“ und „Auch Ossis dürfe sitzen“ solidarisierten sie sich mit den Hansa-Ultras. Zudem setzten sie mit „Liberté pour les Ultras“ ein Zeichen in Richtung Frankreich und sprachen sich mit „Meister müssen aufsteigen“ erneut gegen das Regionalliga-Relegationssystem aus.
Bedeutung für die Tabelle – Drittliga-Kosmos bleibt unberechenbar
Mit nun 40 Punkten verbessert sich RWE auf Rang 13 und hat sich ein kleines Polster auf die Abstiegsränge erarbeitet. Hansa Rostock bleibt bei 45 Punkten, verliert aber Boden im Aufstiegsrennen. Die Szene verdeutlicht einmal mehr, wie brutal eng es in der 3. Liga zugeht: Ein Spiel kann über Saisonziel oder Absturz entscheiden.
Stimmen zum Spiel:
Uwe Koschinat (RWE-Trainer):
„Am Ende ist es ein Sieg auf Basis von Kontrolle und Geduld. Aber ich bin ehrlich: Die Entscheidungen waren glücklich für uns.“
Daniel Brinkmann (Hansa-Trainer):
„Wir sind Tabellenführer bei Fehlentscheidungen. Das tut weh. Heute wurden wir um den Lohn unserer Arbeit gebracht.“
Statistik:
Tore: 0:1 Harenbrock (9.), 1:1 Arslan (22.), 2:1 Arslan (81., HE)
Rote Karte: Rossipal (28., Notbremse)
Zuschauer: 18.600
RWE-Startelf: Golz – Brumme, Kraulich, Rios Alonso, Schultz – Eitschberger, Moustier, Müsel (46. Martinovic) – Arslan (90. Kaparos), Mizuta, Safi (69. Wintzheimer)

